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Filmprotokoll #2:
Wirkt von der monumentalen Länge von Abel Gance' "Napoléon" das Meiste vergleichsweise konventionell erzählt, so bleiben im Gedächtnis doch am ehesten jene Szenen haften, in denen auf formal auffällige, sinnlich eindringliche Verfahren in Nähe der Avantgarde zurück gegriffen wird, begründet bereits in der Anfangssequenz über Napoleons frühe Jugend:
Eine Schneeballschlacht wird in hoher Schnittfrequenz, Mehrfachbelichtungen und wild bewegter Handkamera gezeigt; während einer Kissenschlacht teilt Split-Screen-Technik die Leinwand in erst vier und dann neun Rechtecke; und das Gesicht des jungen Napoleons wird allegorisch mit dem Kopf eines Adlers montiert.
Derartige Verfahren werden im weiteren Verlauf des Films wiederholt aufgegriffen:
In der Montage: Ein Gesang der Marseillaise wird durch dem Lied angepassten rhythmischen Schnitt nachgebildet. In einer Parallelmontage wird der reale Sturm, durch den Napoleon auf der Flucht von Korsika sich übers Meer kämpft, dem "Sturm", der zugleich in der Nationalversammlung tobt, gegenüber gestellt. In
Der Rekonstrukteur des Napoleon-Filmes, Kevin Brownlow, hat dem Film und seiner Produktions- und Rekonstruktionsgeschichte ein ganzes Buch gewidmet.
Kriegsszenen steigert sich die hohe Schnittrate derart, dass der Zuschauer der Bildabfolge nicht mehr folgen kann und ein der Mehrfachbelichtung vergleichbarer optischer Effekt entsteht.
In Trickaufnahmen: Gleichnishaft wird über den hasserfüllt vor der Nationalversammlung redenden Danton loderndes Feuer doppelbelichtet. Mittels abstrakter Trickfilmsequenzen werden Napoleons Strategien bei der Belagerung von Toulon angedeutet.
Es entsteht der Eindruck, die avantgardistisch-wilderen Szenen funktionierten als Höhepunkte einzelner Filmpassagen, zu deren statischerer Erscheinung sie in ihrer Rauschhaftigkeit einen umso wirksameren Kontrast bilden.
So mündet die bis dort formal unauffälligere zweite Hälfte des Films in ein umso aufsehenerregendes Finale, das die genannten Verfahren zusammenführt und noch übersteigert: Aus der Split-Screen-Technik des Anfangs werden drei nebeneinander stehende Leinwände, die zwar einerseits breiten geschlossenen Panorama-Aufnahmen dienen - in denen etwa exemplarisch zu Pferd der neu erschlossene filmische Raum von links nach rechts reitend erschlossen wird -, aber eben auch Split-Screen-artigen Nebeneinanderstellungen von räumlich als auch in der Erzählebene unverbundenen Einstellungen Platz bieten. In diesen wiederum werden mit allerhöchster Schnittfrequenz diegetische Einstellungen wie marschierende Armeen und Schlachten montiert mit nicht-diegetischen Trickfilmsequenzen gleich den oben erwähnten oder allegorischen Montagen wie erneut der eines Adlers mit Napoleon. Das abschließende Alles-auf-einmal all dieser bereits für sich sinnlich sehr wirksamen Verfahren, zudem noch unter Hinzunahme der drei Farben der Trikolore, führt am Ende zu einer ekstatischen Überreizung des Zuschauers.
Siehe auch:
Vorfreude: "Napoléon vu par Abel Gance"
Carmine Coppola vs. Napoleon Bonaparte
Napoleon darf nur nach Coppolas Musik tanzen
Thursday March 17, 2005
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