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Berlinale 2007 #11: The Tracey Fragments

Berlinale 2007 #11: The Tracey Fragments
Kanada 2007, Bruce McDonald, 80 Minuten.

Kanadische Indiewood-Eröffnungsfilme von Berlinale-Sektionen mit Broken-Social-Scene-Score werden wohl zum Trend, wobei Snow Cake ein grausliges Ding war, The Tracey Fragments dagegen ist ganz großartig und bereits jetzt einer meiner Lieblingsfilme der diesjährigen Berlinale.

Dabei ist es doch vom Narrativ nur ein weiteres schnödes Coming-of-Age-Drama über ein hässliches, in der Schule ausgegrenztes Schwarzmode-Gör (Ellen Page) aus asozialem Elternhaus, dem eine dumme Sache passiert und das daraufhin sich auf Ausreißtour begibt und in dubiose Situationen gerät usw. usf., einen Originalitätspreis wird der Plot wohl nicht gewinnen.

Aber wie das Ganze in Kino aufgelöst worden ist, woah. Ihr ganzen langweiligen Hollywood-Formspieler, ihr Nolans & Co., könnt mit eurer unterkühlt-professionalisierten Verdinglichung des Gimmicks nur abkacken gegen den zutiefst passionate Darstellungs-Exzess, den The Tracey Fragments, vielleicht intendiert als formale Spiegelung seines überdrehten Teenagerhirns, rauskotzt.

The Tracey Fragments ist die größte Oper künstlerisch-malerischen Einsatzes des Split-Screens seit The Pillow Book und den entsprechenden Sequenzen aus Hulk ... zusammengenommen; kaum zehn Sekunden, in denen nicht neue Kader aufgemacht, zersplittert, verschoben oder ausgetauscht werden, gern auch hin und her geflickert, angeordnet kaleidoskopisch zersetzend oder pietmondrianisch grafisierend oder comic-artig actionierend, Gleichzeitigkeiten und Ungleichzeitigkeiten oder Wiederholungen und perspektivische wie akustische Überlagerungen (der Sounds der einzelnen Kader gegeneinander) zelebrierend, und all das mit einer Genauigkeit und Durchdachtheit und Effizienz in der kognitiven, psychologischen und vor allem sinnlichen
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Der Roman zum Film von Mauren Medved. Man beachte die Splitscreen-Ästhetik des Covers! ;-)
Wirkungsgestaltung und Ökonomie, die wohl tatsächlich nur als Ergebnis der neun Monate hart brütender Gestaltungs-Arbeit mit dem Drehmaterial herauskommen können, die der "Schnitt" hier erforderte.

Nach Verlassen von The Tracey Fragments erscheint es tatsächlich kaum noch denkbar, dass im Kino hollywoodklassische Analytische Montage oder Eisensteinsche Montage der Attraktionen jemals anders als mit Split-Screen-Technik funktioniert haben sollen, so souverän und auspotenziert werden sie durch diese hier erledigt. Und vielleicht ist "Split-Screen" schon längst das falsche Wort für das, was hier gemacht wird, nämlich (narratives wie dialektisches wie sinnliches) Malen und Komponieren mit ganzen Filmclips in der zweidimensionalen Ebene der Kadrierung.

Und in einem Zug damit die nun ganz natürlich, notwendig erscheinende Auflösung jeder linearen Erzählordnung über die Aufhebung der linearen Bildordnung; dass hier ein Narrativ in völlig achronologischen Fragmenten von hinten bis vorne zusammengewürfelt wird, fällt überhaupt nicht mehr auf, erscheint in dieser hypermedial-ausfragmentierten Form völlig logisch, die ja wiederum selbst Bedingung der spezifischen künstlerisch kraftvollen Narration seines Narrativs ist.

Friday February 9, 2007

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