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Snow Cake

Snow Cake
Kanada/GB 2006, Marc Evans, 112 Minuten.

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Snow Cake bemüht sich redlich, das allerlächerlichste und allererbärmlichste Liberal-guilt-Melodram des Jahres zu sein. Dies Vorhaben gelingt Marc Evans zwar nicht ganz so prachtvoll wie dereinst Paul Haggis mit seinem epochalen Camp-Fest Crash (2004), aber dennoch in einem durchaus respektablen Maße.

Man strengt sich ja ab Anfang eifrigst an: Sympathie für und Chemie zwischen den Figuren einer betont verrückten plapper- und lebensfreudigen Anhalterin und einem unwillig-schweigsam-griesgrämigen Autofahrer sollen erstmal etabliert werden, forciert-vorangepeitscht durch leider recht plump drehbücherne Konversationskonstruktion, die es gar nicht erwarten kann, dass er seinen Widerstand breche und ihr endlich sein tragisches Herz ausschütte. Nach, was, vielleicht fünf Minuten?, glaubt der Film dann auch seine Affektkonstruktionsbemühungen schon weit genug fortgeschritten, um zu einem schweren dramatischen Schlag ausholen zu können — ein Autounfall, der die Anhalterin zu Tode kommen lässt —; der freilich trotz aller pompös elegischen Inszenierung gemütsmäßig wirkungslos bleibt. Das derart vorgeführte naive, unbegründete Vertrauen des Films in die eigene manipulative Penetranz indes — ja, das hat Größe und ist in seiner Unangemessenheit fraglos anrührend; man wünscht sich umgehend mehr davon.

Der Autofahrer, Alan Rickman (der die ganze Zeit in seiner Mimik Timothy Busfield imitiert, den Danny Concannon aus The West Wing), besucht hernach die Mutter der Anhalterin: wacky Autistin Sigourney Weaver, die vorzeigbar unberührt eingeführt wird, wie sie sich gerade mit kindischer Freude von Lichtkugeln verzaubern lässt. Es folgte ein weiterer glanzvoller Moment des Films, hier aus dem Gedächtnis (bzw. unentzifferbarem Gekritzel aus meinem Notizbuch) zitiert:

Weaver (über ihre Tochter, in dem sonderbar abgehakten Redestil, den Weaver oder Evans oder die Synchro Autisten zuschreiben): “Sie erzählte immer – sie wolle Schriftstellerin werden …, und deshalb wollte sie als Anhalterin – immer mit den Menschen mitfahren – die am einsamsten aussahen

Schnitt auf Rickman mit traurigem Gesicht, dazu der Klang einer düsteren Klaviertaste.

Weaver, weiter (in ihrem abgehakten Sprechstil): “Weil die – die besten Geschichten – erzählen …

Schnitt auf Rickman mit noch traurigerem Gesicht, dazu nochmal und noch lauter die Klaviertaste. Irgendwann fängt er dann zu aufsteigender Musik zu heulen an, schluchzt schließlich auf: “Die Schuld! Die Schuld!

Im Weiteren bildet sich eine bereits über die Tochter eingeführte verlogene Andersartigen-Romantik zum Hauptspielplatz des Filmes heraus. Vor allen anderen Figuren hat natürlich hier die Weaver-Autistin die Hauptlast zu tragen: Ihr anderer Umgang mit der Welt erlaubt ihr eine lustige Direktheit, die doch so viel wahrhafter über die Welt zu sprechen verstatte, als der Normal-Sozialisierte es kann; die filmische Demonstration ihres anderen Zuganges zur Welt erschöpft sich indes in zauberhaften esoterischen Kitschbildern (die titelgebende Schneeflocke wird bereits als Faszinationsobjekt hemmungslos hohl kitschkonventionalisiert, wo sich doch ihre kristallinen Strukturkomplexitäten wundervoll als mathematisches Attraktionsmoment inszenieren ließen, aber dafür hätte fraglos nur ein ganz anderer Film herhalten können). Sie stellen die Ausformulierung eines vom Film als unvermeidlich, essentiell behaupteten spezifischen Kitsch-Standards menschlicher Gefühle auf einer bloß anderen Ausdrucksebene dar. Dessen Aufdeckung auch im Herzen der wacky Autistin ist im Gesamtverlauf die narrative Entwicklungsaufgabe.

Auf dem Weg dahin gibt es vielerlei herrliche Schrägheiten von ihr und vielerlei weise Sätze aus Narrenmund bzw. Manifestationen überlegener Phantasiefähigkeit bzw. eines Erblickens von Schönheit im Banalen, für das der Blick der Gewöhnlichen zu blind sei (in der Tradition der American-Beauty-Plastetüte), zu ertragen, letzterer Komplex gern auch eingefangen in langsam sich der Weaver annähernden Kamerazooms und langsam einsetzender Empfindsamkeitsmusik, oder aber als nachträglich Bedeutung hinterhertragendes Voice Over über lyrisierten Landschaftsbildern. Hinzu ein Indie-Score von Broken Social Scene, deren Anthems for a Seventeen Year-Old Girl in der Erlösungs-Szene kontextuell äußerst unerträglich ausgespielt wird, und fertig ist das Produkt. Ich tippe ja auf ein zwei Oscars wenigstens.

“Snow Cake” kommt am 2. November in die deutschen Kinos.

Tuesday October 31, 2006

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