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Berlinale 2007 #10: Stone Time Touch

Berlinale 2007 #10: Stone Time Touch
Kanada / Armenien 2007, Gariné Torossian, 72 Minuten

Der Film ist das genaue Gegenstück zu Arslans Aus der Ferne letztes Jahr, der sich schon vom Inneren der Türkei aus, über Spuren der Vertreibung, des Genozids noch, der armenischen Grenze annäherte, die hier nun überschritten ist; von hier jetzt macht er oberflächlich das genaue Gegenteil von Arslan; wo dieser einfach eine Kamera hinstellte und scheinbar unmanipuliert Zeit an einem Ort bazinisch einfing, wird hier Armenien aufgelöst in einen endlosen Strom einander durchziehender und refragmentierender Videobildartefaktcollagen, fortwährend remedialisiert von und in einander überlagernden Pixelhäufen, Computermonitoren, Camcorderbildern, Standfotos; wobei eine bemerkenswerte Ästhetik entsteht, die sich möglicherweise irgendwo zwischen Irit Batsrys entfremdeter Indien-Reise These Are Not My Images (neither here nor there) und Godards Histoire(s) du cinéma, zumindest in ihrer sinnlichen Wirkung, verorten lässt.

Vielleicht ist das Ganze die radikalisierte Fortführung des Projektes der Camcorder-Ausklappschirm-Bilder eines nicht mehr direkt greifbaren, vergangenen Armeniens aus Atom Egoyans letztem Armenienfilm Ararat; jedenfalls wirkt in Stone Time Touch in einer Hauptrolle Egoyans Frau Arsinée Khanjian mit, die als Kind armenischer Eltern im Libanon geboren wurde und seitdem in Kanada lebt, wieder und wieder Armenien besuchend auf der fortwährenden Queste nach dem Bild, das sie sich von einer kulturellen Heimat “Armenien” einst machte; dementsprechend um Identitätskonstruktion bemüht dann auch ihre ständig eingespielten Worte, ein oft dubioser, nervig sinngebender Kontext, wenn sie zu präsentierten durchfurchten Gesichtern etwa von der dignity der Menschen in ihrem Elend spricht, und da ist sie auf der Tonspur nicht allein, im Verbund mit nie versiegenden, aufgeladenen armenischen Gesängen (ihnen wird auch noch die Schlusseinstellung reserviert sein), die das großartig zentrumslos ausufernde Bilderchaos ästhetisch-kulturalistisch zu umgarnen und zusammenzuschnüren drohen. Es entsteht eine Reibungsfläche zwischen dem essentialistischen Bemühen um Kulturkernproduktion auf der Stimmebene und der Dekonstruktion jeder einheitlichen Sinnerzeugung auf der Bildebene, ein regelrechtes Gefecht, wenn die Dekonstruktion gegen Ende auch die Stimmebene zu ergreifen versucht und Khanjians Stimme in etwa so zu einem bloßen weiteren Collage-Gegenstand zermoduliert, wie Godard das auch in seinen Histoire(s) so gerne tut.

Die Rückkehr zu Arslan könnte gerade bei der Intention von dessen Zeig-Anordnung liegen, die jede Absicht kulturalistischer Ausdefinition oder Aussage des Gezeigten verneinen wollte; gegen eben solche scheint ja also auch hier eine, die visuelle, Ebene des Films im Mindesten anzukämpfen. Vielleicht liegt aber auch gerade in der auf ihr erzeugten Unfassbarkeit, unrekonstruierbaren Fragmentierung ein möglicher behaupteter Kulturkernpunkt des “Armenien” von Stone Time Touch, eine Kultur in Ruinen und Diaspora, verstreut, nur noch als unvollständiges Puzzle und hochpotenziertes Geheimnis aus der Vergangenheit greifbar; genau hierfür findet der Film auch vermittels aller seiner Ebenen dann nämlich sehr wohl höchst ausdrückliche Bilder, und wenn man’s recht durchdenkt, auch für (höchst christlich, Armenien-gemäß urchristentumsmäßig, genossenes) Elend, das demnach zum armenischen Wesen wie der Verlust des Kerns zu gehören scheint, der Genozid 1915 und die grauenvollen Folgen des Erdbebens 1988; der Film sucht nach einem Überlebenden des Genozids und findet ihn in einer uralten, gewiss hundertjährigen Frau, die stolz und zum Gekicher ihrer Jüngeren davon berichtet, keine, wirklich gar keine glückliche Zeit in ihrem Leben gekannt zu haben. Niemand leidet so schön wie die Armenier.

Wie dem auch sei, ich bin ja ein sucker für armenische Bilder, seit der Bekehrung durch Sergej Paradschanow Granatapfel-Film. Also, geht okay.

Friday February 9, 2007

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