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Berlinale 2006 #4 / vorab: Dear Pyongyang

Dear Pyongyang
Japan 2005, Yang Yong-hi, 107 Min.

Yang Yong-hi, Tochter eines in Japan lebenden, aber zutiefst patriotischen nordkoreanischen Auslandsfunktionärs, dokumentiert ihr Familienleben mit der Videokamera. Einschließlich Reisen nach Pjöngjang. Dorthin hatte der Vater, der sich auch sonst um die Verbreitung der Sache Kim Il Sungs unter in Japan lebenden Exilkoreanern sehr verdient gemacht hat, vor Jahrzehnten in tiefster Überzeugung ihre drei jugendlichen Brüder hingeschickt. Ohne Möglichkeit auf Rückkehr. Yang Yong-hi teilt die Überzeugungen ihres Vaters schon seit ihrer Jugend nicht mehr. Doch zu einem klärenden Gespräch kam es aufgrund innerfamiliärer Tabuisierung nie. Nun, da ihr Vater am Ende seines Lebens anlangt, versucht sie es noch einmal.

Das zentrale Rohmaterial des Films, die Videoaufnahmen der Familie und vor allem der Gespräche mit dem Vater, ist von sorgloser Intimität, reicht bis ins Badezimmer und ins Krankenhausbett (und grenzt dort schon ans Peinliche). Doch mittels geschickter Auswahl und Anordnung, mittels zuweilen spielfilmhafter Montage, mittels Off-Kommentar und Einblendung alter Fotos von Familienmitgliedern in historisierten Posen, gelingt es Yang Yong-hi, diese, ihre, intimen Dokumente in eine verallgemeinerte, dramaturgisch auffällig wohlgeformte, geschlossene Filmerzählung von sowohl sentimentalen als auch politischen Qualitäten zu kneten. Ja, das Ausmaß, in dem selbst noch das hinterste Rand-Detail als passender Baustein in diesem Narrativ funktioniert, grenzt sogar ans Verdächtige. Doch schließlich ist es weniger privatistische Authentizität, als eine Betrachtung von durch Ideologie und Geschichte geformtem Leben, die das Thema dieses Films einfordert.

Und eben hierin brillieren nämlich die beiden Hauptattraktionsmomente des Films: der Einblick in die Psychologie eines (wenn auch nur aus der Ferne dem System anhängenden) Funktionärs eines totalitären Staates, und (in der zentralen Episode des Familienausflugs nach Pjöngjang) der Einblick in das Leben (der Brüder bzw. ihrer Familien) in diesem Staat selbst: Martialische Kriegssprüche (“Blitzkrieg!”) ziehren Hochhausfassaden, sozialistische Prachtbauten stehen protzig, aber auf ewig unvollendet herum, und in den eigentlichen Wohngebieten schießen schaurige, halb verfallene Plattenbaumonstren in die Höhe, gegen die die DDR wie Disneyland aussah.

Übrigens: Diese Aufnahmen vom realen Inneren des sonst abgeriegelten Nordkoreas (in der massenmedialen Vermittlung jenseits einiger Aufmarsch-Bilder noch immer einer der letzten schwarzen Flecken auf der Erde) dürften ungefähr einen ähnlichen Neugierbonus (wenn auch nicht den Glanz) haben wie zur frühesten Stummfilmzeit die ersten bewegten photographischen Bilder unerreichbarer, nur aus Kunst und Literatur vage bekannter exotischer Kulturen. Insofern betreibt “Dear Pyongyang“ neben seinem politischen Projekt auch noch auf sonderbare Weise eine kleine filmhistorische Zeitreise.

Monday January 30, 2006

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