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Vom Kintopp zum Desktopp: "THE SCENE" und IRC als neue filmische Form

Nach diesem Slashdot-Eintrag hab ich mir sämtliche bisher fünf Folgen der Internet-Fernsehserie “The Scene” runtergeladen. Die thriller-hafte Handlung findet im Umfeld jener Internet-Gesellen statt, die in abgeschlossenen engen IRC-Zirkeln unter regem Konkurrenzkampf mit Anderen aus ihrer ‘Szene’ sich Filme vor ihrer Veröffentlichung (Kino oder DVD) besorgen, rippen und dann ins Internet stellen.

Nun stellt sich die Frage, wie dies filmisch umsetzen, schließlich geht es vorrangig um blasse Nerds, die vorm Computer sitzen und, abgesehen von einem Rip-Programm im Hintergrund, nix weiter tun, als zu chatten, ihren Rechner rechnen zu lassen und sich Dateien zuzuschicken. Die billige Lösung wäre jetzt, das Geschehen zu entnerden, die Protagonisten wild vorm Bildschirm gestikulieren zu lassen, sie vom Stuhl hochzujagen, die abstrusesten Kamera-Positionen zu probieren …

Nix da. Das hier ist Nerd-Kino vom Feinsten. Die äußere Welt ist uninteressant. Die gesamte Handlung spielt sich … auf dem Computermonitor ab. Man sieht durchgängig und in Echtzeit einen ungeschönten Windows-Desktop; die Handlung ereignet sich in den Fenstern von mIRC, in dem Channel, in dem die Ripper-Gruppe rumhängt; in dem bevorzugten Instant Messenger, auf dem die Freundin unsittliche Avancen macht und man mit chinesischen Raubkopienhändler verhandelt; dem Browser, mit dem Slashdot und Boing Boing gecheckt werden; dem Rip-Programm, das an einem Screener arbeitet usw. Als einziges Zugeständnis an den Spielfilm gibt es ein kleines Videofenster in der oberen linken Ecke, das webcam-artig den Protagonisten vorm Computer zeigt, wo allerdings bis auf ein zwei Ausnahmen kaum was Bemerkenswertes außerhalb des digitalen Universums geschieht.

Wirkt dieses Konzept in der Einführungs-Episode noch etwas zäh, zumal kaum Sensationelles geschieht, gelingt es den Machern rasch, ihre eigenwillige Form dramaturgisch gekonnt auszunutzen, als sich die Handlung weiterschraubt. Wer einen nennenswerten Anteil seines Lebens im IRC verbracht hat, weiß um das eigentümliche Spannungs-Potential, das selbst dieses reine Textmedium in Ausnahmefällen gerade durch die physische und sinnliche Unerreichbarkeit der Gesprächspartner entfalten kann. Zweideutigkeiten in Äußerungen sind hier weitaus üblicher und haarsträubende Bemerkungen weitaus leichter getan (siehe diverse Beispiele bei bash.org). Ein Hinter-dem-Rücken-Anwesender-Flüstern ist über IRC-Query viel intriganter möglich als in der physischen Realität. Zugleich kann das Warten auf das Ob und das Wann und das Wie einer Antwort auf eine riskante Äußerung, da man den Gegenüber ja nicht tippen sieht, zuweilen nervenaufreibender sein als in der wirklichen Welt.

Der dramaturgischen Möglichkeiten dieser Mechanismen sich durchaus bewusst, entwickelt sich eine in ihrem kleinen Mikrokosmos durchaus ernsthaft entfaltende Geschichte über Moral, Verrat, Intrige, Betrug und Erpressung innerhalb der Maßstäbe einer interessanten IRC-Subkultur mit eigenem Ehren- und Verhaltenskodex.

Ich ließ das Ganze in einem mplayer-Fenster zwischen eigenem Gaim und IRC, ebenfalls rege bequasselt, laufen und hatte so den totalen Overkill von offenen Chat-Fenstern meiner eigenen Realität und offenen, hin und her geklickten Chat-Fenstern der Filmrealität, so dass ich die Grenze zwischen beidem gar nicht mehr klar wahrnahm. Sehr verwirrend, aber durchaus interessant.

Vielleicht eine neue Filmform?
Ich warte ja noch auf, als Äquivalent, einen Usenet-Thriller …

Nachtrag: Eine ganze Weile nach diesem Eintrag präsentiere ich meine hinzu passende, aber in ihren Thesen etwas ambitioniertere Filmwissenschaftshausarbeit Die Internet-Serie ‘The Scene’ als ein Beispiel für Filmform in der Sphäre der Digitalität..

Friday March 18, 2005

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Kommentare

  1. Jo / 18. March 2005, 19:20 Uhr Danke für den Hinweis. Ein echter IRCer findet sowas sicherlich spannend.
    Ich yberleg schon seit geraumer Zeit, mal das Medium Chat gekonnt in Szene zu setzen.
    Logs habe ich ja Megabyteweise ;-)
  2. Thomas / 19. March 2005, 15:29 Uhr SEHR cooles Ding, danke für den Tipp!

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