Notizen zu kulturellen Bespaßungen der Neuzeit von
Christian Heller a.k.a. plomlompom.
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Filmprotokoll #5:
Wie das Konzept einer langen textlastigen Konversation in einem Stummfilm alles Andere als unfilmisch und eintönig umgesetzt werden kann, zeigt sich in Carl Theodor Dreyers “La Passion de Jeanne d’Arc” bereits in der Nachstellung eines Verhörs im ersten Teil des Films:
Nur zu Anfang der Szene wird in einer Einstellung ein Überblick über den Ort gegeben, an dem sich die Handlung abspielt. Ansonsten ist sie größtenteils in Nahaufnahmen – zuweilen extreme Nahaufnahmen – von redenden Köpfen unterteilt. Die Einstellungen sind meist vor dem Hintergrund des räumlich nicht einzuordnenden hellen Grautons makelloser Wände gehalten, nur selten hie und da durch architektonische Merkmale unterbrochen. die jedoch in ihrer Spärlichkeit und Unverbundenheit der Vorstellungskraft des Zuschauers keine Anhaltspunkte zur Rekonstruktion des Handlungsortes oder wenigstens ihres eigenen Standpunktes verstatten.
Die physische Positionierung der Gesprächspartner ist so reduziert und konzentriert auf das, was in dem derart abstrahierten Raum verbleibt: die Blickachsen zwischen den Personen einerseits und andererseits die durch unterschiedliche Stellung der Kamera gegenüber den Schauspielern hergestellte räumliche Erhöhung oder Vertiefung derselben untereinander: im Allgemeinen die von unten nach oben blickende Jeanne d’Arc und die von oben nach unten blickenden, sie verhörenden Kirchenmänner.
Die meisten Einstellungen sind statisch, gleichermaßen die Plazierung der Darsteller bzw. ihrer Köpfe oder Oberkörper innerhalb derselben. Umso pointierter wirken dadurch einige statische Einstellungen, in denen Darsteller, oft vom Rand oder aus einer Ecke der Kadrierung her, sich schnell in gerader Linie z.B. mit ihrem Kopf zu einem anderen Punkt, meist die Mitte der Kadrierung, bewegen.
Zu noch größerer Bewegtheit des Filmbildes tragen desweiteren nicht-statische Einstellungen bei, in denen die Kamera sich in gerader Linie bewegt: horizontal an Köpfen von Kirchenmännern entlang, vertikal in einer Einstellung mit extremer Nahaufnahme eines solcherart von oben nach unten mit der Kamera abgefahrenen Gesichts, vorwärts zu auf Protagonisten und rückwärts von ihnen fort, in einer Einstellung sogar pendelhaft zum / vom Kopf eines englischen Soldaten wiederholt hin und zurück.
Die genannten Bewegungsmuster der Darsteller und der Kamera, in ihrer Kraft verstärkt durch ihre Geradlinigkeit, führen zu einer hohen visuellen Dynamisierung des Geschehens, auch jenseits der hohen Schnittfrequenz der Szene, mit der verbunden sie zu einem sinnlich überaus eindringlichen Ereignis gerät.
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