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US-Präsident Stephen Colbert <-> Slavoj Zizek @ Facebook

Den amerikanischen TV-Politsatire-Charakter Stephen Colbert mit seiner Sendung The Colbert Report, entstanden aus dem Umfeld der Daily Show with Jon Stewart, habe ich hier ja schon einmal vorgestellt. Was satirischen Aktionismus und Hipness betrifft, hat er inzwischen Ziehvater Jon Stewart weit hinter sich gelassen. So wie Family Guy den Simpsons voraus hat, im Internet-Zeitalter geboren zu sein, hat die Stephen-Colbert-Figur es der Jon-Stewart-Figur voraus, sich erst voll und ganz im Web-2.0-Zeitalter entfaltet zu haben (wobei zugegebenermaßen die Konkurrenz hier virtuell ist, steht doch hinter beiden Figuren und Shows das gleiche kreative Team).

Colbert und das Web 2.0

Waren Daily-Show-Clips schon beliebte Ware in Blogs und YouTube, so war Colbert (bis zur aktuellen urheberrechtlichen Bereinigung der Videoclipbörse) von seiner ersten Sendung an der größte YouTube-Star ever. Der 2005 in der ersten Folge des Colbert Report lancierte Begriff “Truthiness” schaffte es über die Web-2.0-Evolution in Nullkommanix bis ins staubige Wörterbuch. Colbert geht mit seiner Web-2.0-Prominenz selbstbewusst um, beteiligt sich an YouTube-Memen, unterstützt Mozilla Firefox, verfälscht fröhlich vor der Kamera Wikipedia-Einträge und ruft folgenreich die Gemeinde zu noch umfassenderem Wikipedia-Vandalismus auf, um sein Konzept von “Wikiality” zu demonstrieren. Als in Ungarn über Web-Abstimmung der Name einer Budapester Brücke demokratisch bestimmt werden sollte, setzte er über seine Sendung die Internet-Horden in Bewegung, seinen Namen durchzusetzen und war damit auch in wiederholter Abstimmung so erfolgreich, dass der ungarische Botschafter zur Schadensbegrenzung mehrfach in seiner Sendung persönlich vorsprechen musste.

Colbert und Politik

Nun darf nicht vergessen werden, dass der eigentliche Ursprungswitz bei Colbert in der Parodie eines selbstbesessenen politischen Populisten liegt, der ein Weltbild irgendwo zwischen übersteigertem Rechtskonservativismus, absurdestem Anti-Intellektualismus und wilden Idiosynkrasien — zum Beispiel panischen Ängsten vor Bären und Robotern (gemeinsam laut ihm Amerikas Bedrohung Nummer 1) und vermeintlichen She-Males, die in seiner Welt hinterhältig hinter jeder Ecke zu lauern drohen — mit stalinistischem Selbstbewusstsein seiner “Nation”, wie er sein Publikum nennt, propagiert. Nach Veröffentlichung eines vorbereitetenden Kampagnenbuches “I Am America. (And So Can You!)” stellt er sich inzwischen auch — und das ist zumindest formalbürokratisch kein Witz — für die US-Präsidentschaftskandidatur zur Wahl, und zwar gleichzeitig in der Republikanischen als auch der Demokratischen Partei, wenn auch vorerst nur in seinem Geburtsstaat South Carolina.

Synthese

Das fällt im Web 2.0 natürlich auf fruchtbaren Boden. Man muss dazu wissen, dass das Web 2.0 in den USA schon recht rege in den Wahlkampf integriert ist; Kandidaten sind sich nicht zu schade, mit eigenen MySpace-Profilen oder Gruppen im amerikanischen StudiVZ-Vorbild Facebook um Anhängerschaft zu buhlen. So erlangte der Demokrat Barack Hussein Obama zuletzt viel Achtung für einen Internet-Feldzug, bei dem er zum Beispiel in Facebook binnen 9 Monaten immerhin 350.000 Facebook-Bürger (vorrangig Studenten) unter dem Gruppennamen “One Million Strong for Barack” vereinigen konnte.

Kaum hatte Colbert seine Kandidatur verkündet, schoss eine Parodie-Gruppe “1,000,000 Strong For Stephen T Colbert” aus dem Boden. Binnen fünf Tagen war Obamas Rekord gebrochen. Während ich diese Zeilen tippe, gerade mal eine Woche nach Gruppengründung, erreicht die Mitgliederzahl 700.000; die Million wird wohl in wenigen Tagen geknackt sein.

P.S.: Ach ja, Zizek <-> Colbert

Es gibt bereits inhaltlich ambitioniertere Facebook-Gruppen zu Colbert, und ich konnte es mir nicht verkneifen, soeben diese hier zu joinen — “Zizek on Colbert”:

This is an online campaign to enjoin the Colbert Report – a popular show on Comedy Central dedicated to humorous political satire – to interview Slavoj Zizek – a Slovenian philosopher whose new tome ‘The Parallax View’ offers a Lacanian-Marxist twist on subjects as wide-ranging as cognitive neuroscience and the Stars Wars sextilogy. The meeting of these two minds would be intellectually stimulating and comically unpredictable. Our hope is that the more people join this group, the greater the chance of this sublime encounter occurring. So sign up as many people as you can and we’ll organize a ‘vote bomb’ soon to make this happen.

Tatsächlich lässt sich ein Besuch von Zizek im Colbert Report als höchst interessantes Ereignis vorstellen. Colbert neigt zur Schaffung absurdester diskursiver Ausgangssituationen für die Interviews mit seinen Gästen und traktiert sie gerne mit logischen Unsinnigkeiten bis zum Umfallen. Zugleich fände sich Zizek in guter Gesellschaft — trotz der Albernheit der Sendung lockt sie Gäste wie Richard Dawkins, Peter Singer, Craig Venter, Ayaan Hirsi Ali oder Steve Wozniak an. Da würde ein Zizek zur Promotion irgendeines neuesten Buches auch grad noch reinpassen.

Eine verschwägerte MySpace-Gruppe zur Förderung eines Zizek-Auftrittes bei Colbert gibt es übrigens auch.

Wednesday October 24, 2007

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