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Atonement / Abbitte

FaF-Sneak-Preview: Atonement / Abbitte
UK/Frankreich[*] 2007, Joe Wright, 130 Minuten

Ungefähr zwei Stunden lang denke ich mir: Ja, so kann Arthaus-Kino meinetwegen ruhig sein, so mag ich es, so finde ich seine Kompetenzen in eine Richtung gewandt, die mir Freude statt Ekel bereitet. Atonement ist nämlich ungefähr zwei Stunden lang ein hochkünstliches Pointen-Melodram nach Zahlen, ein gut geöltes Glockenspiel, ein offengelegtes Uhrwerk ohne Mehrdeutigkeiten, aber mit lauter, allerlautester Orgelmusik.

Das erste Drittel ist ein diabolisches Intrigenstück in exquisitem Ambiente. Begierde, Hinterhalt und pubertärer Wahn in einem wohlhabenden englischen Landhaus im Jahr 1935, quasi
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Der Soundtrack von Atonement/Abbite.
Les enfants terribles, in pompöse Britishness getaucht, aber mit der gleichen filmischen Fabulier- und Stilfreude des Bösen wie dereinst bei Cocteau/Melville (der Brief in falschen Händen und die Klospülung, okay, letztere fehlte hier, aber es fehlte nicht viel). Fies, aber auch ganz, ganz kalt.

Das zweite Drittel ist dann große Kitsch-Schule, die Liebenden wider Elternhaus und Gesellschaft und Krieg; genauer, der Zweite Weltkrieg trennt das Paar; sie wartet sehnsüchtig in einer Postkarte (wirklich, einige der Bilder des Films sind so unglaublich übertrieben pittoresk, sie durchbrechen in ihrer Künstlichkeit noch die sowieso schon überkünstelte Welt des Films um ein Neues) im Cottage am Meer; er ertrinkt nachts im Foto desselben, während er tagsüber die Schrecken des Krieges durchwatet, einen Leichenberg und dann den Strand von Dünkirchen.

Der Strand von Dünkirchen, das muss man hinzufügen, ist eine ganz großartige fünfminütige Plansequenz, die die bis dahin geschaffene enge Melodramenwelt des Films filmsprachlich wortwörtlich in ein unerwartet gigantisches historisches Panorama öffnet, die englische Armee, die vor einem ausgeblichenen Horizont zu Tausenden hoffnungslos auf ihre Evakuierung gen Heimat wartet, ihre Pferde erschießt, Karussell fährt und im Chor zu Gott singt, während im Hintergrund neben Meer, Körpern und französischen Fassaden ein Riesenrad in den Himmel trotzt. Diese Szene kann sich durchaus in Immersion und Vision mit den vielgepriesenen Plansequenzen aus Children of Men messen, wirkt vielleicht nicht ganz so hyperrealistisch und diskursaufgeladen, aber erreicht den gleichen Grad an leicht surrealer Verstörung.

Das dritte Drittel, die Abbitte für ihre Sünden suchende Krankenschwester, gibt sich bis zum Ende eigentlich auch keine Blöße, enthält einige der besten Momente des Films, der lautesten Melo- und Sinnes-Spektakel, die Szene einer bösen Heirat mit dollstem Orgel-Effekt über der Zeile 'jetzt Einspruch erheben oder für immer schweigen', oder der Gore-zelebrierende filmische und musikalische Strudel über einer Einlieferung von Kriegsverletzten. Es gibt einen Moment, wo dieses letzte Kapitel endet, wo der Film zu seinem Besten insgesamt hätte enden sollen, im U-Bahn-Rattern auf dem Gesicht der Hauptfigur.

Doch leider folgt dann eine narrative Umrahmung, die den Film zu einer bloßen Erzählung in der Erzählung macht und ihn so der
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Ian McEwans Buchvorlage zu Atonement/Abbitte in deutscher Übersetzung.
ganzen Schamlosigkeit, mit der er sich vorher künstlich und fabuliert gab, zugunsten einer Selbst-Rechtfertigung beraubt, dem Kitsch und der Übertreibung die künstlerische Würde nimmt, indem er sie zu bloßen Funktionen einer fiktiven und damit herabgewerteten Fabulierfreude in der 'eigentlichen' Realität macht. Natürlich, rückblickend ergibt dann vieles einen Sinn als Hinweis auf diese Konstruktion, das von der ersten Szene an betonte Dramen- und Romane-Schreiben der Hauptfigur oder das Verharren des romantischen Helden in der Leinwand in Dünkirchen, auf der gerade Quai des Brumes läuft, toll, meta-narrative Cleverness. Aber es ist dann doch nur die Sorte von Cleverness, die als Zähmung, nicht als Stachel dient.

[*] Der Umstand, dass es nun doch ein englischer Film ist, wird mich bei der nächsten Begegnung mit der Person, mit der ich nach der Vorführung eine halbe Stunde lang polemischst über die vermutliche Nationalität des Werkes stritt, gewiss einen Kniefall kosten.

Friday October 19, 2007

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