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Berlinale 2006 #17 / Montag kommen die Fenster; wider Authentizitätsästhetik im Kino

Montag kommen die Fenster
BRD 2006, Ulrich Köhler, 88 Minuten.

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Wohl jetzt schon einer der gehyptesten Forumsfilme diesjahr. Aber ich glaube, ich bin größtenteils inkompatibel mit dem Werk. Fraglos, der Film enthält einige ganz großartige Momente, gerade auch im Kleinen, und vor allem auch in seiner ersten Hälfte, bevor die Ehefrau zurückkehrt. Aber, ach, sehr viel ist dann doch ausdrucksfürchtendes Intimitäts-Authentizitäts-Kino, wie ja auch sonst allerlei im Forum, und mein leichtes Desinteresse an sowas wandelt sich so langsam echt in eine Allergie.

Charakteristisch eine Äußerung von Regisseur Köhler im Publikumsgespräch (nach dem Sinngehalt aus dem Gedächtnis zitiert, wenn nicht ganz getroffen, ist's auch nicht schlimm, es kommt mir auf eine allgemeine Ideologie an und nicht auf Herrn Köhlers spezifische Ansicht): Dass so vieles im Film unklar sei, in den Motivationen, in der Psychologie der Figuren, das sei gerade so gewollt, weil es bei realen Menschen auch so sei, da könne man nunmal nicht klar durchpsychologisieren.

Dass Durchpsychologisiererei nicht gerade der Kern des Kinos sei, da unterschreib ich gerne. Aber eben auch, weil im Spielfilm nur Figuren als Funktion eines künstlerischen Konzeptes zu sehen sind und keine echten Menschen. Warum sollen diese Figuren denn authentisch wirken, außer vielleicht, um einen Dokumentarfilm vorzutäuschen? Identifikation des Zuschauers mit und emotionale Bezugnahme auf Figuren und damit die Einbindung des
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Es gibt von Ulrich Köhler auf DVD auch seinen früheren Film "Bungalow" über einen fahnenflüchtigen Wehrdienstleistenden, von dem ich bisher nur den Anfang gesehen habe, der mir aber durchaus gefallen hat und durchaus an die imho interessanteren absurden Szenen / Plansequenzen von "Montag kommen die Fenster" heranreicht. Außerdem ist Köhlers Megaplansequenzkurzfilm "Rakete" enthalten, der ganz hübsch nächtliche Partyaufräumstimmung einfängt.
Zuschauers in den dramaturgischen Wirkungsapparat funktionieren jedenfalls auch ohne Authentizität prima, ja, sogar besser, denn diese Vorgänge sind gerade auf eine Verallgemeinerung, Konventionalisierung von Figuren angewiesen. Warum also Authentizität? Ich empfinde Authentizität eher als distanzierend, aber im Sinne einer Distanzierung, die ich überhaupt nichts Interessantes, gar Subversives oder wenigstens Dekonstruktives, hervorbringen sehe. Das Einzige, was sie - in mir - erzeugt, ist Desinteresse, Gleichgültigkeit.

Im Übrigen: Was das Kino der Authentizität macht, ist kein Abschied vom Durchpsychologisieren, sondern einfach ein Austausch durchblickbarer Psychologie-Kausalität mit einer nicht durchblickbaren Psychologisierung, deren haltlose Beliebigkeit mit dem Begriff der "Authentizität" gerechtfertigt wird, während das Primat (nur halt unzugänglicher) innerpsychologischer Vorgänge der Figuren erhalten bleibt; und das kann doch nun auch nicht die Lösung sein, das führt doch noch weiter weg vom expressiven Potential des Films, als es das durchblickbare Durchpsychologisieren tut (das ja gerade noch eher als Funktion einer Filmdramaturgie fungieren kann und insofern nicht ganz so schlimm ist).

Ganz mit Richard Sennett, "Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität" (Amazon.de-Kauflink), argumentiert, Expressivität liegt gerade im Umgang mit dem Gekünstelten, Konventionalisierten, Verallgemeinerten, auf das sich eben alle, in ihrer inneren Privatsprache eben verschiedenen Menschen, zur Kommunikation geeinigt haben; Authentizitätsideologie hingegen führt zum Gegenteil, zur zwischenmenschlichen Sprachlosigkeit, zum Verlust der Ausdrucksfähigkeit.

Genauso geht eine Intimitäts-Ästhetik einher mit einem Verlust der Fähigkeit, über die Eigenheiten der spezifischen Intimität zwischen den beteiligten Figuren/Schauspielern und vielleicht noch den Leuten hinter der Kamera hinaus irgendetwas das konkret Gezeigte Transzendierende auszudrücken (es sei denn, man möchte den Begriff der Intimität selbst thematisieren, dann könnte
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Das überaus interessante theoretische Werk, auf das ich mich in meiner Argumentation hier halbwegs zu beziehen bemühe.
man ja gerade durch eine bestimmte Ausstellung von Intimität etwa Kritik üben, aber eine solche Metaebene gibt es bei Köhler ganz gewiss nicht), auch wenn vielleicht der äußere Eindruck noch entsteht, das Gesehene habe ganz große, verinnerlichte Tiefe (die aber inhaltlich für jeden äußeren Beobachter leer bleiben muss). Warum also sollte eine intime Ästhetik im Kino erstrebenswert sein? Muss ich denn etwa psychotisch sein und mich derart tief in den Film versetzt sehen, dass ich mich als in die vermittelte Intimität involviert fühlen könne?

Wie dem auch sei, mir scheint, die Schönheiten von "Montag kommen die Fenster" entspringen viel mehr aus dem, was offenkundig im Drehbuch stand bzw. aus einem künstlerischen Ausdruckswillen hervorgeht, als aus der ansonsten in ihm vorherrschenden ästhetischen und sprachlichen und rationalen Inkommensurabilität der Figurenpsychologie oder der großen Intimität vieler seiner Momente. Mir wäre ein Film lieber, der der antimythischen Psychologisierung und dem in ihr befindlichen Menschenbild entgegentritt, indem er sie ganz abschafft bzw. ignoriert, als einer, der sie einfach nur ungreifbarer macht und damit gerade weiter verfestigt und emporhebt.

Nachtrag: "Montag kommen die Fenster" kommt am 26. Oktober in die deutschen Kinos.

Tuesday February 14, 2006

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Kommentare

  1. Thomas / 14. February 2006, 12:17 Uhr

    Steinigt ihn! ;-)

  2. Christian / 14. February 2006, 14:24 Uhr

    Aua! Aua! Aufhö... Aua!

  3. Langemark / 14. February 2006, 23:19 Uhr

    Na jetzt reg dich mal nicht so über wildfremde Menschen auf!

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