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"Mach was aus deinem Leben: Geh ins Gefängnis!"

Brandstifter
BRD 1969, Klaus Lemke, imdb.

Anka plaziert eine Zeitbombe in einem Kaufhaus (à la Baader/Ensslin/Proll/Söhnlein) und wandert dafür in den Knast. Doch das ist nebensächlich. "Brandstifter" glänzt weder durch eine mitreißende Fabel, noch durch eine ausformulierte politische Botschaft. Er schildert mit großem Vergnügen das APO-Milieu, erfreut sich am verspielten Lebensstil seiner Hauptfiguren, an Rebellentum und Subversion; das Ganze einzuideologisieren, versucht er allerdings nicht.

Der Ideologie und dem Wort misstraut er. Führt vor: lahm und mitsamt Orthographiediskussion diktierte Politspruchschreibereien, führt vor: durchabstrahierte SDS-Diskussionen über fehlende Weltnähe des Gesprochenen, was der Diskutant dann erstmal mit einem Vorlesen aus einem Hegelbuch und einem Verweis auf den bösen Adorno untermauern muss, führt vor: wie die als subversiv geplante öffentliche Diskussion mit dem Professor aufgrund falscher intellektueller Hoffnungen im Nichts versandet, führt vor: wie die Attentäterin beim Geständnis ihrer Tat ein verbales geistiges Fundament[1] untersetzen möchte und das niemand hören will.

Nein, viel reizvoller sind die Unterwanderungen der Autorität von Wort und von Ideologie: nach dem Demolieren eines Autos vor umstehenden Zeugen das Schreiben eines unter den Scheibenwischer zu klemmenden Zettels 'Die Leute glauben beim Zuschauen gerade, ich schriebe Ihnen meine Adresse auf. Tu ich aber nicht.'; oder dass Anka im Rechtfertigen ihres antiimperialistischen Anschlages unbesorgt Coca Cola konsumiert. Fröhliche Sorglosigkeit in der ideologischen Inkohärenz des eigenen Universums aus Mao, Donald Duck, Vietnam, amerikanischer Rockmusik, Demonstrationen, Western. Zitat Filmmacher Klaus Lemke: "Ich fand Amerika so derartig cool, dass ich gerne in Vietnam einmarschiert und gleichzeitig dagegen protestiert hätte."

"Brandstifter" jubelt den Rebellengeist hoch und zeigt sich zugleich gegenüber den konkreten politischen Forderungen, die ihn einzugemeinden versuchen, gleichgültig. Er blendet sie nicht aus oder widerspricht ihnen, nur er scheint zu sagen: Das Wichtige und Tolle ist hier vor allem Anderen das subversive Lebensgefühl. Und wenn sich das neben Bürgerschreckscherzen und Hedonismus auch in genüsslich geschmacklosen Witzen über Vergewaltigung und Vietnamkrieg während des Liebesspieles äußert, dann ist das halt so. Beim Ausbrechen lieber ein paar Mal kräftig danebentreten, als durch zuviel Reflektieren einfach im Kämmerlein sitzen zu bleiben.

[1] Nämlich Anleihe nehmend an die Frankfurter Kaufhausanschläge 1968 von Baader/Ensslin/etc., den selbstzufrieden in ihrer Konsumwelt das Grauen in Vietnam ignorierenden Bürgern selbiges zum Aufrütteln sozusagen 'nach hause' zu holen. Als filmische Umsetzung dieses Gedankens ohne konkreten Bezug zu den Kaufhausanschlägen sei Michael Verhoevens "O.K." (1970) empfohlen, der den noch tobenden Vietnamkrieg samt amerikanischem Kriegsverbrechen nach Bayern verlegt.

Monday October 17, 2005

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Kommentare

  1. geeklog / 18. October 2005, 14:53 Uhr Ja, die Filme von Klaus Lemke sollte man zum Pflichtprogramm erklären und ihn selber dann noch zum ARD-Intendanten machen. Eventuell wäre das ein Grund, mal wieder den Fernseher anzuschalten, ausser dem Special im WDR diesen Sommer (habe leider nicht alle gesehen!).

    Sehr schön auch diese Antwort im Interview: “Schauspieler sind irre langweilig, finden Sie nicht? Das ganze System dahinter ist so entsetzlich langweilig. Dass die sich da einen Stoff überstülpen, der nicht ihrer ist, sich zum Sklaven eines Regisseurs machen und dann über ihre Figur schwätzen, wie sie die angelegt haben, wie sie sich da in was reingelesen und sich was angeeignet haben. Sinnlos und prätentiös.

    Wie oft habe ich daran gedacht, wenn wieder mal ein Film in die Kinos gedrückt wurde, zu dem die Akteure dann noch Selbstbeweihräucherung betreiben (müssen)...

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