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Menschenfeind / Seul contre tous

Menschenfeind
Seul contre tous (Gaspar Noé, 1998)

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Ein Mann (Philippe Nahon), den die Welt von Anfang an misshandelt hat. Der Vater starb im KZ, danach sexueller Missbrauch im Waisenhaus. Erwachsen und als Metzger von seiner Frau mit einer Tochter (Blandine Lenoir) alleingelassen, die psychisch geschädigt heranwächst. Weil er glaubt, die Tochter sei vergewaltigt worden, begeht er einen Mordversuch gegen den angenommenen Täter. Es folgen einige Jahre Gefängnis, die Tochter kommt ins Heim. Jetzt, zu Filmbeginn, der Versuch, ein neues Leben in einer anderen Stadt anzufangen. Es geht gründlich schief, auch wegen der eigenen Verbitterung und Gewalttätigkeit. Flucht nach Paris, pleite, vergebliche Suche nach Arbeit, innerlich brodelnd und gefährlich, und als letzter Besitz eine geladene Pistole.

Sergej Eisenstein forderte einen Film wie eine “auf Bewusstsein und Gefühl des Zuschauers gerichtete Anordnung von Schlagbolzen“. “Menschenfeind” ist die wörtliche Umsetzung dieser Metapher. Jede kleine Grausamkeit, jede Demütigung, jede Manifestation struktureller Gewalt, jeder einzelne Alltags-Tritt gegen die Hauptfigur wird mit einem Schlag-artigen Schnitt und Pistolenschussgeräusch dem Zuschauer reingewürgt. Orts- und Zeitangaben und große Worte wie “Moral” donnern wieder und wieder unerwartet als Zwischentitel hinein. Ruhige Aufnahmen von Gesichtern, Tableaus, statische Bilder – die bösartige Montage bringt sie in die harte, schwer erträgliche Intensität, die diesen Film ausmacht.

Die Brutalität von “Menschenfeind” ist offen und kalt. Vielleicht ist sie seine einzige Botschaft. Hinter dieser Brutalität steht keine ethische oder politische Lehre. Sie wird – um hier mal dem Verdacht eines sinnentleerten Gewaltvergnügens den Wind aus den Segeln zu nehmen – auch nicht durch eine veräußerlichte, sinnlich genießbare Form gerechtfertigt. In jedem Frühabendkrimi wird mehr geschossen und gemordet als hier. Nein, es ist die unausgeführte Gewalt, die sich ins Unerträgliche aufstaut, im Schnitt, im Gesicht des Metzgers, in seinen Voice Overs: Nur ihr schrecklicher Ausbruch scheint als Erlösung möglich.

Dann plötzlich vorm Finale über das Voice Over des Metzgers der raffinierteste Einfall des Films, eine Text-Einblendung: “Sie haben 30, 29, 28, … Sekunden, um die Vorführung dieses Films abzubrechen”.

Auch wenn ich “Seul contre tous” nur allein im Heimkino gesehen habe: In einer Kinoaufführung räumt gewiss nach dem Vorhergegangenen spätestens jetzt die Hälfte des Publikums den Saal. Zurecht, denn was danach kommt, ist exakt so grausam, wie es im Konzept des Films notwendig ist. (Und erinnert ebenfalls wieder an Eisenstein: an das zuckende, ausblutende Schlachtvieh im Finale von “Streik”.)

Doch auch das ist nicht die Erlösung. Der Metzger findet sie nicht in der Gewalt. Er findet sie, soviel sei verraten, ganz anders. Ohne dass das Ergebnis dadurch leicht zu schlucken wäre.

Ein dunkler, brutaler, wuchtiger Film. Ohne einfache klare Botschaft.

Monday November 8, 2004

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