futur:plom
cine:tv:plom
kommentar:plom
reste:plom
Eines von mehreren
plomlompom-Projekten
Datenschutz-Erklärung
Impressum

cine:plom

Altes Kino: Filme. Neues Kino: Meme.
Über diese Seite

Notizen zu kulturellen Bespaßungen der Neuzeit von
Christian Heller a.k.a. plomlompom.

Orientierung

Neues Kino
Mem- & Internetkunst

Mission Statement

Altes Kino
Film & Fernsehen

Titel A-Z
Aktuelles TV-Programm

Abonnement

Letzte Kommentare

Die Meriten von "Family Guy", mit einem Exkurs zur Gestrigkeit der "Simpsons" (14)
     Gerrit Jessen, jörn Hendrik Ast, Christian, ...

Wieder Jeremy Irons und Drachen (5)
     tester, tester, rrho, ...

Vortrag: Das egoistische Mem. Die Kultur der Internet-Meme (10)
     Christian, Christian, Lena Waider, ...

Blogroll

Lizenz

Für alle von mir verfassten Texte auf dieser Seite gilt folgende Lizenz:

Creative Commons License

Partnerschaften

[hier war mal ein Amazon.de-Affiliate-Banner, heute aber nicht mehr; frühere Amazon.de-Affiliate-Links im Blog sind nun nur noch unaffiliierte Amazon.de-Links]

Werbung

(hier war mal AdSense-Werbung, heute aber nicht mehr)

   

Beispiel-Video-Mem: "Charlie the Unicorn"

Ein Video-Mem als erstes (filmformnahes) Beispiel, auf das ich trotz seiner offenkundigen Popularität erst vor wenigen Tagen gestoßen bin …

[Hier war mal ein YouTube-Embed, nun ist hier nur noch dieser Link aufs Video.]

Zahlen des Ursprungsobjekts

Ein knapp vierminütiger Trickfilm von Jason Steele/FilmCow.com, der inzwischen zwei Jahre alt ist und, wie bei populären Videos dort üblich, gleich mehrere, viele Male bei YouTube und Konsorten in Vollständigkeit reingestellt wurde, was jedes Schätzen der vollständigen Zuschauerzahlen usw. beim jeweiligen Dienst schwierig macht. Die ‘offizielle’ Hereinstellung des Videos durch den Produzenten erzielte bis jetzt nicht mal bescheidene hunderttausend Sichtungen, fand aber auch erst statt, nachdem das Werk schon seit anderthalb Jahren in YouTube durch unautorisierte Hereinstellungen herumgereicht worden war. Das populärste ‘Posting’ des Videos erzielte bis jetzt über 22 Millionen (!) “Views”, wurde über 100.000x mal bewertet und knapp 60.000x schriftlich kommentiert. Ein alternatives Posting, zum Vergleich, zog ebenfalls stolze 8.5000.000 “Views”, knapp 30.000 Ratings und knapp 17.500 Kommentare. Ein drittes Posting zog immer noch weit über drei Millionen “Views”, ein viertes … Man kann solche Zahlen ohne schlechtes Gewissen summieren, aber wer weiß, was der Long Tail, den man kaum je vollständig wird aufarbeiten können, noch an Masse hinzubrächte.

Form des Ursprungsobjekts

Der Animationsstil ist Flash-typisch krude gehalten, wobei die benutzten Sprites und Hintergründe durchaus anspruchsvoll gearbeitet aussehen. Die Farben sind knallig bonbon-bunt, der räumliche Eindruck ist flach und in den Bewegungen physisch absurd (wie man es zum Beispiel auch aus South Park kennt). Die Handlung ist eine Dada-Surrealismus-Nonsens-Queste (Kunsthistoriker dürfen mich jetzt schlagen), die mehr als Abfolge austauschbarer Witz-Tableaus funktioniert denn als Erzählung. Das alles ist schon schön gaga-hypnotisch, aber der Hauptanteil des viralen Effekts entfaltet sich wohl, wenn auch erheblich vom Übrigen fundamentiert, durch die Tonspur: Nicht nur spiegelt sich hier textuell die Absurdität des Rests; viel mehr ist es vor allem die infantil-schrill-debil-gedehnte und an Wiederholungen reiche Sprechweise der beiden das Titeleinhorn umgarnenden jüngeren Einhörner, die genau jenen Drahtseilakt zwischen Nervigkeit und Unwiderstehlichkeit schafft, die aus einem für schlecht befundenen Popsong dennoch einen Ohrwurm macht; sie isoliert Phrasen in akustische Zitate, die sich ins neuronale Netz einätzen in Form brennender Schablonen, die nur durch Nachahmung gestillt werden können. “Chaaarlie”, “Caaandy Mountain”, “Shuuun” müssen wieder und wieder und wieder ausgesprochen werden, damit der Rezipient irgendwann ruhig schlafen kann. In der Gesamtanordnung wiederum provoziert “Charlie The Unicorn” durch erfolgreiche Kombination von Reizeffekten und Absurdität eine “WTF?!”-Reaktion, die zur Weiterverbreitung fürs Austesten des Werkes in den Reaktionen Anderer auffordert, um diese seelenberuhigend mit der eigenen Reaktion abgleichen zu können.

Entfaltungsketten

YouTube allein hat bezüglich “Charlie the Unicorn” schon alles nur Denkbare als Reaktion, Bearbeitung, Zerlegung, Weiterführung, Nachstellung und Vermischung mit anderen Memen im Übermaß zu bieten, und wahrscheinlich bräuchte man mehr als ein paar Wochen absoluter Zeit, um den Gesamtkorpus durchzusehen; YouTube spuckt auf die Suchanfrage nach der “exact phrase” “charlie the unicorn” allein bereits “video results 1 – 20 of about 2,600” aus. Hier einige Stichproben dessen, was Tausende Opfer des Mems in seinem Bann zustande brachten: Es gibt Karaoke-Versionen und Lip dubs, Machinimas, Reaktionsvideos (wie man sie sonst von Ekel-Memen kennt; im verlinkten Fall aber sogar mit nachfolgender Twitter-Action), Kinderzimmer-Remakes und Realitätsebenenverlagerungs-Remakes, Sprachübersetzungs-Synchronisationen und Klavier-Nachspielungen, Entschleunigung und Beschleunigung in allen denkbaren Graden, zeitliche Umkehrung usw. usf., eigentlich jede nur mögliche Variation, rasch schon über das Ziel hinaus, dem Original-Einzelwerk ein eigenes Einzelwerk entgegen zu setzen, sondern einfach in Fortführung von Variationsprozessen, die in ihrer Vielfalt die eigentliche Entfaltung von “Charlie the Unicorn” darstellen.

Es gibt vor allem aber auch inzwischen eine offizielle Fortsetzung vom selben Produktionsteam, und die gefällt mir noch besser als das Original (dem sie jedoch in ihrer Struktur absolut identisch ist, sich selbst quasi als treue Fortführung der Entfaltungskette begreifend, nur halt alles noch ein zwei Grade höher treibend): Charlie the Unicorn 2.

Friday April 25, 2008

Werbung
(hier war mal AdSense-Werbung, heute aber nicht mehr)

Kommentarfunktion für diesen Artikel geschlossen.