Notizen zu kulturellen Bespaßungen der Neuzeit von
Christian Heller a.k.a. plomlompom.
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Berlinale 2007 #9, vorab: Prater
Österreich/BRD 2007, Ulrike Ottinger, 105 Minuten
Ulrike Ottingers Dokumentarfilm über den Wiener Prater springt hin und her in den Geschichten von Attraktionen, Techniken und Medien des Rummelplatzes, die Geisterbahn, die Achterbahn, das Wachsfigurenkabinett, Puppentheater, ein Mini-Nachbau von Venedig, begehbare Völkerschauen, Karusselle, Durchschüttel- und Herumwirbelanlagen jeder Art; rehistorisiert dabei das eigene augenblickliche Ausdrucksmedium, den Film, in der Kette der Attraktionen als zu einem bestimmten Zeitpunkt der Geschichte nur ein Spektakel neben den anderen, das in dieser Rückanordnung einigermaßen inferior wirkt neben solchen, die direkte physische Eindrücke und Interaktion ermöglichen, die Schießbude, die Tanz- und Wirbel- und Flug- und Brechreizmaschinerien, der Watschenmann …
Problem natürlich, wie die gerade spezifisch nicht-filmischen Qualitäten derselben hier präsentieren; es gelingt ihr erstaunlich gut; da wird die Kamera gern mal mit in die Luft geschleudert oder darf, ganz traditionell, mit der Achterbahn mitfahren, das sind zumindest noch Verwandtschaftspotentiale im Medium, die es in seinen besten Momenten ankratzen darf (aber einfach mal eine volle Minute Achterbahnfahrt zu zeigen, das traut sie sich dann leider doch nicht); dagegen natürlich auch gegeben die Präsentation durch das Einfach-Zeigen der menschlichen Interaktion mit der Attraktion, auch da noch überträgt sich ein wenig Impuls somatisch, wenn die Jungtürken aufgeputscht ihre Mannhaftigkeit an der Schlageinrichtung mit Schlag und Tritt und Gegenwerfen und Kopfstoß in stupider Steigerung durchprobieren; eine weitere Präsentationsweise, die vor allem im Prolog berauschende Höhepunkte findet, ist die verisolierte, vakuumisierte Darstellung der Attraktion, versinnbildlicht an frei aus dem Nichts in einen unräumlich glatt-blauen Himmel höchst räumlich reinsteigenden Monsterfiguren und Maschinen, durch die dann mal in einer Bildecke spontan ein paar schreiende Menschen gejagt werden, die Gegenstände sind hier in einer in die Leinwand hinein und somit aus ihr herausragenden Weise ins Nichts komponiert, wie man sie sonst nur bei Eisensteins Kameramann Eduard Tissé vorfindet, und rasch tun sich Ähnlichkeiten zu den urgewaltigen Bildern von Que Viva Mexico! auf, zu den vor den Aztekenpyramiden rundherum ranragenden Indio-Köpfen und natürlich zu den Totenköpfen in Rummelplatzanordnungen beim Tag der Toten …
Was in alledem allerdings Elfriede Jelinek im Aneignungs-Griff eines Orang-Utans zu suchen hat, werde ich jetzt nicht ausformulieren.
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