Notizen zu kulturellen Bespaßungen der Neuzeit von
Christian Heller a.k.a. plomlompom.
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Die Variety hat einen Reporter ins schönste Land der Welt geschickt:
There’s no bigger conversation-stopper than, “I’m off to North Korea next week.” / When you add, “I’m going to the Pyongyang Intl. Film Festival,” jaws really hit the ground.
Ja, Nordkorea hat bekanntlich durchaus eine gewisse Filmkultur (plomlompom berichtete), nicht zuletzt weil der nordkoreanische Diktator Kim-Jong Il als großer Filmboff sich zeigt, selbst in seiner Jugend die nordkoreanischen Filmstudios geleitet und eine Filmbibel to end all Filmbibeln verfasst hat. Was man nun offenbar endlich zu würdigen beginnt: Laut dem Variety-Bericht sollen sich auf dem Nordkoreanischen Filmfestival bereits Jet Li und Dieter Kosslick haben blicken lassen. Auch ansonsten hat das Land gefallen:
Like the countryside outside Pyongyang—far more “real” Korea than the South’s manicured and industrialized landscape—there’s a quality to the capital that’s a refreshing break from the audiovisual assault of most other cities. No advertising (apart from a couple billboards for cars), no graffiti, no Starbucks or branded stores, and streets cleaner than Singapore or Toronto.
Da hat die Rückkehr umso mehr geschmerzt:
Ahead was all the paraphernalia of life in modern China—traffic, neon, advertising, cell phones, hustle and bustle. Did we dream the past week? No. Did we want to go back? Yes. Did we learn a little about our own over-complicated way of life? Maybe.
Wie romantisch! Es ist halt nicht alles schlecht an so einem Totalitarismus. Vielleicht können wir westliche Demokratien mit unseren alles verüberkomplizierenden persönlichen Freiheiten der Menschen noch was draus lernen!
(via Igor in #heimkino)
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Ok, einerseits ist ein Variety Artikel so einen Blogbeitrag gar nicht wert.
Andrerseits gaebe es halt noch den Punkt, ob Ignoranz von Nordkorea soviel besser ist. Eventuell ist eine Internationalisierung ja nicht so verkehrt und selbst dann, wenn man sie nur in kleinen Schritten macht. Auf der anderen Seite, was weiss ich den schon?
Igor: Ja, ich möchte hier auch gar nicht gegen eine kulturelle Öffnung Nordkoreas anschreiben. Mich mokiert eher der Ton des Autors, totalitäre Eintönigkeit des Lebens quasi als Feature zu verkaufen. Das hätte ich auch von Variety nun nicht erwartet.
Bedenke, dass nicht jeder Filmgeek soviel Ahnung von Politik hat wie Du und ich. Höhöhö. ,)
Igor: Die arme, schweigende, ungebildete Masse! Irgendjemand muss sie doch bei der Hand nehmen und zur Wahrheit führen.
Ich erinnere mich, als ich 1992 in Prag war, gab es dort 5 Tankstellen für die ganze Stadt. Davon waren zwei auch nachtsüber geöffnet. Die waren dann aber auch so groß wie ein Autohof. Das reichte zur Versorgung der gesamten Stadt.
Tatsache ist, daß im Kapitalismus viel gebaut und produziert wird, was keiner braucht.
Achja: Kim Yong Il hat früher auch japanische Schauspieler entführen lassen und in seinen Filmen spielen lassen.
Teilweise sind die inzwischen zurückgekehrt.