Notizen zu kulturellen Bespaßungen der Neuzeit von
Christian Heller a.k.a. plomlompom.
Neues Kino
Mem- & Internetkunst
Altes Kino
Film & Fernsehen
Titel A-Z
Aktuelles TV-Programm
Die Meriten von "Family Guy", mit einem Exkurs zur Gestrigkeit der "Simpsons" (14)
Gerrit Jessen, jörn Hendrik Ast, Christian, ...
Wieder Jeremy Irons und Drachen (5)
tester, tester, rrho, ...
Vortrag: Das egoistische Mem. Die Kultur der Internet-Meme (10)
Christian, Christian, Lena Waider, ...
Für alle von mir verfassten Texte auf dieser Seite gilt folgende Lizenz:
[hier war mal ein Amazon.de-Affiliate-Banner, heute aber nicht mehr; frühere Amazon.de-Affiliate-Links im Blog sind nun nur noch unaffiliierte Amazon.de-Links]
(hier war mal AdSense-Werbung, heute aber nicht mehr)
Seminar-Notiz: Moolaadé
Senegal, Frankreich, Burkina Faso u.a. 2004, Ousmane Sembene, 124 Minuten.
Doch Sembenes vordergründig leichte Erzählweise ist nicht als Verniedlichung oder Fahrlässigkeit gegenüber seinem Thema misszuverstehen. Vielmehr erzeugt sie eine Distanz zum Problem, das ihm intellektuelle Bearbeitbarkeit verleiht anstelle stumm und dumm machender emotionaler Überwältigung. Anstatt zu psychologisieren, kann er nun exemplifizieren, generalisieren und politisieren, die verschiedenen im Kampf um die inhumane Tradition antretenden Strategien, Kontexte, Lösungsansätze unbeschwert aber ernsthaft als Vertreter größerer Zusammenhänge gegeneinander antreten lassen und durchdeklinieren.
Was dabei herauskommt, liest sich wie ein Versagen männlicher westlich-kapitalistischer Kultur in Afrika: Die Radios mögen vorerst subversive Tendenzen anstacheln, können aber doch nichts gegen eine Autorität ausrichten, die sie einfach beschlagnahmt und vernichtet. Der Sohn des Dorfoberhauptes kehrt scheinbar aufgeklärt und mit neuen westlichen Verführungen, Fernsehgeräten, aus Frankreich zurück, kann sich zu einer Rebellion aber nicht mehr konsequent durchringen, als seine hierarchische und materielle Situation von seinem Vater in Frage gestellt wird (und besinnt sich dann erst wieder eines Besseren, als die Schlacht bereits gewonnen ist). Der für den globalen Kapitalismus und, über seine Vergangenheit, auch die militärischen Eingriffe westlicher Staaten stehende reisende Händler wird einfach vertrieben bzw. niedergemetzelt.
Nur aus der über eigene Erfahrungen selbstvermittelten Hinterfragung der Tradition und Bewusstwerdung der eigenen gemeinschaftlichen Kraft gelingt es den Frauen des Dorfes, das Leid der Genitalverstümmelung abzuschaffen und das Patriarchat ins Wanken zu bringen. Erst nach Eigenemanzipation, nicht durch Rettung von Außen, ist der Weg für den Fortschritt frei, den der Film durch Austausch eines für religiösen Aberglauben stehenden Symbols durch eine Fernsehantenne in die Schlusseinstellung schiebt.
Kommentarfunktion für diesen Artikel geschlossen.