Notizen zu kulturellen Bespaßungen der Neuzeit von
Christian Heller a.k.a. plomlompom.
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John & Jane
Indien 2005, Ashim Ahluwalia, 83 Minuten
Inder in Call-Centern amerikanischer Firmen, die Leute in New York oder Texas anrufen und ihnen mit schönem Akzent Zeug aufdrehen sollen, aber das ist nur vordergründig das Thema dieser Dokumentation, das sie nämlich zu einer spannenden Beobachtung zu transzendieren weiß über die durch moderne Medien und Kommunikation vollzogene Nivellierung geographischer und kultureller Grenzen hin zu einem globalen Kapitalismus, in dem der einzelne weniger Bürger eines Nationalstaates ist, als dass er Mitglied transnationaler Firmenimperien wird.
Das Leben der Call-Center-Inder ist auf den ersten Blick völlig von der amerikanischen Kultur bestimmt: Sie lernen, Amerikaner-Englisch zu sprechen, sie kriegen in Seminaren amerikanische Werte von Konsumkultur bis Individualismus vermittelt, sie besuchen firmeninterne Christengottesdienste. Mit Verachtung, geradezu Ekel schauen sie auf ihr indisches Umfeld herab.
Aber “John & Jane” ist nicht einfach eine Polemik wider “amerikanischen Kulturimperialismus”. Schaut man etwas genauer hin, erweist sich Amerika einfach als der Ort, dessen Identität die Figuren begehren, weil er aus ihrer Perspektive die paradiesische Hauptstadt eines weltweit sich erstreckenden globalen kulturellen und wirtschaftlichen Lebensraumes ist (alle herkömmlichen räumlichen, physischen Verhältnisse sind in der modernen, digitalisierten und globalisierten Wirklichkeit in Auflösung begriffen), der sich aus seiner allumfassenden Virtualität heraus erst dort materialisiere. “John & Jane” thematisiert keine Hegemonie des Amerikanischen, sondern das Wachstum einer großen, kapitalistischen, virtualisierten Weltgrundkultur.
Nachtrag: “John & Jane” kommt am 9. November in die deutschen Kinos.
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