Notizen zu kulturellen Bespaßungen der Neuzeit von
Christian Heller a.k.a. plomlompom.
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Another Morning / Sobhi Digar
Iran 2006, Nasser Refaie, 90 Minuten
Wer sich erhofft, was der Text im Forumsheft verspricht, der Film gebe interessante Einsichten in den iranischen Alltag und thematisiere eine Flucht ins Unpolitische, wird etwas irritiert sein, denn “Another Morning“ versucht, zumindest der behaupteten Intention nach, selbst bereits alles Politische zugunsten eines generalisierten Allzumenschlichen zu vermeiden. Regisseur Nasser Refaie macht dem Publikum in der Fragerunde nach der Vorführung deutlich, dass er seinen Film als von allen gesellschaftlichen, historischen und regionalen Bezügen abstrahiert/frei sieht, als eine allgemeingültige Geschichte über einen Menschen, der seine Frau verliert, und nicht mehr. Die “Niederungen des Politischen” seien ihm zuwider.
Übrig bleibt damit erstmal ein ziemlich trüber, langatmiger Problemfilm über den Witwer, der in keiner Szene den Mund zum Sprechen aufmacht und durch seinen Nach-Verlusts-Alltag durchdümpelt. Im Verbund mit der Müdigkeit, mit der ich den Film rezipierte, ein ausgesprochen ödes Erlebnis, nur zuweilen aufgeheitert durch ein paar ganz einsame Ansätze morbiden Trauerhumors und einiger Szenen, in denen dann eben doch das Leben im Iran auf halbwegs interessante Weise durchscheint.
Wie der Herr Regisseur zu glauben, man könne einen Film, der in einem bestimmten, realistisch gezeichneten Alltagsleben spielt, schaffen, aus dem sich in der Rezeption dann gar nix über die regionale Kultur und Gesellschaft herausfieseln ließe, scheint da doch etwas vermessen. Letztendlich sind es einzig diese offenbar unbeabsichtigten Abweichungen vom merkwürdigen Allgemeinheitskonzept Refaies, die an “Another Morning“ noch einigermaßen spannend sind (aber sehr viel reißt das auch nicht mehr raus).
Nachtrag: Andererseits, vielleicht hat der Herr Refaie ja auch einfach so geredet, um nicht den Unmut iranischer Stellen auf sich zu ziehen. So oder so, unabhängig von seiner behaupteten Intention, spannend fand ich den Film nicht.
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