Notizen zu kulturellen Bespaßungen der Neuzeit von
Christian Heller a.k.a. plomlompom.
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“Der Andere“ von Max Mack, im Arsenal, mit Klavier-Begleitung von Eunice Martins (die ja erfreulicherweise sehr oft in diesem Kino dieser Tätigkeit nachgeht). Wieder ein respektabilitäts-ambitionierter phantastischer Stummfilm aus dem deutschen Kaiserreich des Jahres 1913. (Zum anderen, etwas bedeutenderen Vertreter dieser Spezies, “Der Student von Prag“ tags zuvor im selben Kino, findet sich Ausführliches im filmtagebuch.)
Als Haupt-Publikumsmagnet diente dem Film seinerzeit der Auftritt des bekannten Schauspielers Albert Bassermann (der es laut IMDB später 1940 noch zu einer Oscar-Nominierung für seine Rolle in Alfred Hitchcocks “Foreign Correspondent“ brachte, wofür er mangelhafter Englischkenntnisse wegen seinen Text phonetisch auswendig gelernt habe) in der Hauptrolle des Anwalts Dr. Hallers, den nach einem Sturz beim Ausreiten eine ihm nicht bewusste Mr.-Hyde-Zweitexistenz befällt. Bassermann übt sich in der vorzüglichen und durchaus schaurigen Darstellung derselben mittels urmenschlicher Mimik und hölzerner Bewegung in einer Art, als habe er sie sich eins zu eins bei den ein halbes Jahrhundert später aufkommenden Zombie-Filmen à la George Romero abgeguckt.
Sein überragendes Spiel steht allerdings im Gegensatz zur Banalität der Handlung:
Als dem Herrn Anwalt bewusst wird, welche Grauenhaftigkeiten er in seinem “Dämmerzustand” (so die Zwischentitel, die durchgängig in einer heutzutage erheiternd affektierten Salon-Sprache gehalten sind) begangen hat – nämlich einen reichlich unfähigen Dieb abends in die Stube gelassen, sich in der angrenzenden gastronomischen Lokalität daneben benommen und obendrein den Anzug seines Sekretärs beim nächtlichen Tragen ramponiert – bricht er abgrundtief-zerstört heulend über seiner Bediensteten zusammen. Zum nächsten Szenenwechsel folgt bereits das happy end: Von einem die Krankheit heilenden Landaufenthalt zurückgekehrt, lässt er eine bereits früher beiläufig eingeführte Dame am Klavier ihm etwas vorspielen, wobei er von hinten an sie herantritt und sie für einen leidenschaftlichen Kuss zu sich hochzieht, der jäh von einem Schnitt unterbrochen wird, nach dem die beiden, einige interessante Zeit scheint bereits vergangen zu sein, gegenseitig mit alkoholhaltigen Getränken auf einander anstoßen. “Ende.”
Eher die heitere Kaffeekränzchen-Version von Dr. Jekyll und Mr. Hyde.
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