Eragon
USA 2006, Stefen Fangmeier, 104 Minuten.
Familienorientierter (wenn auch stellenweise nicht undüsterer oder metzelarmer) Fantasyfilm, in jeder Hinsicht (was ja durchaus nett sein kann) der B-Klasse zugehörig (hat ja auch,
laut IMDb, nur $100 Mio gekostet; aber das mag sich auch auf die beiden übrigen noch gedachten Teile hinaus mitbeziehen).
Erfüllung des Verlangten
Als Erstes lobenswert: eine mutig unoriginelle Auswahl genre-traditioneller Versatzstücke in Handlung und Ausgestaltung seiner Welt. Doch, da gehört fürs heutige Hollywood-Kino glaube ich schon Chuzpe dazu, einen derartig unakzentuiert-unambitionierten Ideal-Pudding aus rein typischen Story-Elementen, Genre-Klischees und unerweitert-altbekannten Figuren zusammenzurühren, ohne scheinbar auch nur
einen einzigen Tupfer Eigen-Artiges zur Abhebung von Konkurrenzware, zur Ausdifferenzierung einer
eigenen Fantasy-Welt hinzuzufügen. Plot ist ganz Star Wars IV, Welt ist ein aus allen Fantasy-Rollenspielen sowie der Mittelerde (vor allem tolkienlinguistisch) aufs konsensfähig gemeinsame Minimum Zusammenradiertes ohne eigenes Profil. (War das in der Buchvorlage auch alles schon so?)
Abweichung vom VerlangtenDie Buchvorlage von Christopher Paolini.
Es gibt eigentlich nur zwei Irritationen: Die deutsche Synchronisation, die dem Drachen Saphira die nicht allzu professionell in ihrer Rolle agierende Stimme von Nena verleiht; und dass das Volk, das der auserwählte Jüngling vom bösen König befreien / von dessen schwarzen Magier
SarumanDurza und seinen
OrksSchwarzmetalern schützen soll, ein eindeutig orientalisches ist, was von der Fantasy-Idealmenge europäischen Mittelalters geographisch leicht abweicht. Aber was soll's.
Liebfrauenmilch statt Champagner
Stattdessen Vergnügen an der Kleinmütigkeit der Stellen, die offen z.B. Peter Jacksons
Lord of the Rings als Vorlage zu referenzieren suchen und dabei dennoch nicht die relative Geringfügigkeit der eigenen Produktionswerte verhehlen mögen (ILM, habt ihr das massige Geld für Bier ausgegeben? Egal, macht Spaß so.):
Schwarzmagier Durzas Motivations-Ansprache an sein Heer dunkler Gestalten richtet sich dann eben nicht mehr an sichtbare Zehntausend, sondern nur noch einige Hundert; bot der Prolog bei der Tolkien-Verfilmung noch monumental-epische Geschichtsrückschau mit unglaublichen Schlachtenpanoramen, gibt es hier nur noch eine Aneinanderreihung billig animierter Drachenfliegereien und Nahaufnahmen des Bösewichts, die offenbar auch deshalb so unnachvollziehbar schnell vorbei ziehen, um den Produktionsaufwand gering zu halten. (Und dass die Vorgeschichte nicht nachvollzogen werden kann, ist auch nicht so wichtig: Es ist ja alles klischeebekannt, und die Schönen sind die Guten, die Hässlichen die Bösen, mehr braucht man nicht wissen, mehr soll die Welt des Films auch nicht hergeben.) Und der Baby-Drache schaut auch nicht realistischer aus als das Ergebnis eines 3d-Modelling-Tutorials für Einsteiger.
Irons, Malkovich, Carlyle
Nett noch die paar in mehr oder weniger großen Nebenrollen plazierten Meisterdarsteller: Jeremy Irons scheint sich ja in B-Filmen mit Drachen wohlzufühlen. John Malkovich (der seinen Part in einem Drehtag erledigt haben dürfte) muss nicht mehr machen außer ein paar mal in einem ziemlich pulpig-reduzierten Endbösewichts-Thronsaal
unzufrieden auf und ab laufen und Durza / Robert Carlyle die Ohren langziehen. Carlyle wiederum, schönste Figur des Films, scheint vom ganzen Cast als hübsch fieser Gruftie-Schwarzmagierbösewicht mit hübsch fieser Leichen-Maske den meisten Spaß zu haben.
Dreier
Erwähnenswert vielleicht noch die dubiose Dreier-Konstellation zwischen Held, seinem weiblichen Drachen und dem potentiellen (jedoch hierin nicht zuende geführten, es will ja Fortsetzungswerk sein) love interest der zu befreienden Prinzessin. Die stets betonte innige Beziehung zwischen dem Drachenreiter und seinem Drachen führt im Verbund mit Zweideutigkeiten in der Synchronisation (er muss sie reiten, er soll ihren Schwanz reiten, usw.) zu manch erheiternder Dubiosität (die der Film jedoch nie bewusst offenbar zu machen sucht), und gegen Ende deutet sich bereits an, was wohl notwendig sein wird, um den Helden für die Prinzessin frei zu machen: die heldenhafte Selbstaufopferung des Nena-Drachens. Vielleicht in einem späteren Teil.
Fazit
Bewundernswert formelhafte B-Fantasy, auf familienkompatibel gemacht, bemüht sich nicht um mehr, als es seinen Vorgaben gemäß soll, hat zudem ansatzweise B-Qualitäten aufzuweisen.
"Eragon" kommt am 14. Dezember in die deutschen Kinos.
Tuesday December 12, 2006
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Kommentare
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Dass die Geschichte eigentlich nur aus Klischees besteht, ist eventuell darauf zurückzuführen, dass die Buchvorlage aus der Feder eines Fünfzehnjährigen stammt…
Stefan: Oh, auch Fünfzehnjährige haben nicht notwendigerweise einen Mangel an Phantasie ;-)
Ich habe übrigens gerade gesehen, daß er doch erst ab 12 freigegeben ist. Hab’ ich mich also umsonst aufgeregt… ;-)
Durza ist nicht Saruman… Galbatorix wäre Saruman…
Wenn du schon das Wort Chuzpe benutzt (ich bin mir sicher du weißt was das bedeutet) dann solltest du auch objektive kommentare schreiben und nicht so einen Müll, Kumpel.
Lern erstmal deine Mutter zu beleidigen bevor du deinen Gulli-Deckel öffnest!
plomlompom – au weia alter. Sowas kann nur einem semit einfallen…
Hups… Saruman und Sauron verwechelt :-)
Der Rest ist trotzdem gültig.