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Shortbus
USA 2006, John Cameron Mitchell, 101 Minuten.
Seltsame Unsinnlichkeit kann man dagegen John Cameron Mitchells "Shortbus" ganz gewiss nicht vorwerfen: Der beginnt gleich mit einer furiosen wie heiteren Orgamus-Crescendo-Montage sexueller Tätigkeiten, zusammengehalten von wilden Kameraflügen durch ein phantastisch farbiges Modellbau-Pappmaché-New York, das den Traumsequenzen aus Gondrys "The Science of Sleep" zur Ehre gereicht hätte. Klar, dass dieses Reiz-Maß nach der bald erreichten Klimax nicht durchgängig für die folgenden anderthalb Stunden beibehalten werden kann; recht schnell entpuppt sich hernach das Werk als gutmütiger, moderat verspielter Ensemble-Film um die Sexualitäts- und Beziehungsprobleme der in der Eingangsszene etablierten Figuren, mit einem hauptsächlichen Fokus auf ein schwules Dreiecksszenario, eine präorgasmische
SexualPaartherapeutin und eine lebensunzufriedene Dominatrix. Gemeinsamer Kristallisationspunkt ist der Sexclub "Shortbus", in dem nicht nur fröhlich bisexuell geswingt, sondern auch eine ans Schleimige grenzende gemütliche Heimeligkeit in einer hippen New Yorker Queerness-Semi-Underground-Lebenskulturnische zelebriert wird, unter den mütterlichen Fittichen der allgeliebten Drag-Chanteuse
Kiki/Justin Bond.
Zugute halten mussen man "Shortbus", dass er diesen Komplex zwar im Geiste mainstreamkompatibel, aber dabei keineswegs Hardcore-bereinigt vorführt: Bereits in den ersten Minuten hat man ja massig Penetration und ein akrobatisches Lutschen-des-eigenen-Schwanzes ohne Scheuklappen zu sehen bekommen, und auch später gibt es noch so Manches, vor allem massig schwulen Dreier-Sex in allen Stellungen, was keineswegs kunstfilmerisch verschämt, sondern freudig offen präsentiert wird. So etwas wie ein Einen-Tabubruch-als-Tabubruch-Durchführen
glänzt vielleicht höchstens mal auf in Justin Bonds Beschreibung seiner Benutzung von Menstruationsblut als Schminke und Lippenstift, damit konnte er auch noch das tolerante Berliner Sneak-Publikum ins Würgen bringen. Darüber hinaus freilich ist "Shortbus" eigentlich ein ganz solider, unterhaltsamer, netter, "life-affirming" Kitschfilm, unreflektiert und ohne subversive Qualitäten, von seinen ähnlich stylish formal verspielten modernen Brüdern und Schwestern eigentlich nur dadurch hervorstechend, dass er Hardcore-Sexszenen als gleichberechtigtes Attraktionsmittel neben dem übrigen etablierten Repertoire auf der Reiz-Orgel einführt. Ein im Rahmen seiner Genre-Voraussetzungen ja durchaus ehrenwertes Vorhaben.
"Shortbus" kommt am 19. Oktober in die deutschen Kinos.
Tuesday October 17, 2006
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Kommentare
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Sie vergessen bei ihrer progressiv-toleranten Filmbesprechung nur eines: der Film ist unmoralisch. Und das ist das entscheidende. Er zeigt sämtliche Formen der Widernatürlichkeit und ich werde ihn nicht sehen. Schämen sich Deutsche und Amerikaner heute eigentlich über garnichts mehr ? Ob in den Foltergefängnissen von Abu Ghraib und Guantanamo oder in Mainstream-Pornofilmen, die Schändung der gottgegebenen Menschenwürde ist evident. Wieder ein Tiefpunkt westlicher Dekadenz. Ich bin übrigens 3. Generation, ich habe den Deutschpaß, aber mit ekligen Filmen wie Bangbus werde ich mich garantiert NICHT identifizieren!
Ahmed: Wie kann denn Sexualität widernatürlich sein? Schließlich ist sie Manifestation der Natur.
Deine Meinung sei deine Meinung und ich werde sie nicht kommentieren obwohl ich meine habe, die sicherlich anders aussehen würde. Aber zwei Denkanstöße würde ich dir Ahmed S. gerne mitgeben, ob du ihnen folgst oder nicht sei wiederum dir überlassen.
1. Ließ die mal von George Edward Moore durch, was er unter dem “Naturalistischen Fehlschluss” versteht.
2.”...die Schändung der gottgegebenen Menschenwürde ist evident.” Ich würde zumindest mit dem Wort evident vorsichtig sein, wenn ich von Gott spreche.
Damit will ich dir aber wirklich nicht deine Meinung streitig machen, die kann man haben, auch als Christ oder Atheist, Agnostiker oder sonstwas. Doch die Begründung sollte schon dem Kontext entsprechen.