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Sommer '04
BRD 2006, Stefan Krohmer, 97 Minuten.
Mein Verständnis der "Neuen (?) Berliner Schule"[*] mag recht klein sein, aber "Sommer '04" scheint mir doch wieder einigermaßen in diese Ecke zu torkeln.
Da sind schon die deutlichen Parallelen zu "
Montag kommen die Fenster": Auch hier werden wir wieder eingeführt in ein neubürgerliches privatistisches Kleinstfamilienmilieu, das in Sprache und Gehabe einigermaßen unspießig-aufgeklärt-emanzipiert daherkommt; das aber nichtsdestotrotz unbefriedigt
Angekommen ist im netten teuren (stets halb selbstgebauten) Landhaus, unfähig, tatsächlich irgendeine Form von Selbstverwirklichung in diesem letztlich bloßen Rückzugsraum vor der Welt zu leben, ohne sich selbst oder Andere zu verletzen (in beidem notwendig: der Tod eines Außenstehenden); und das Ganze eingefangen in einer sich zwar komplex, aber betont unforciert, unpsychologisierend gebenden Figurenzeichnung (unvermeidlicher IMDb-Comment: "The real problem with this film is that the characters motivations don't make sense"); strukturell gespiegelt in einer auf übernüchterte Weise kunstvollen äußeren Form, die zwar denkend erscheint, aber vor jeder Konklusion, jeder klaren Pointe sich fürchtet -- weshalb die Einstellungslängen nie zu knapp auf ihren vordergründigen Inhalt eingeengt sein dürfen -- und allzuoft seltsam unsinnlich daherkommt.
Dabei wirkt "Sommer '04" längst nicht so enigmatisch und intimesk wie "Montag kommen die Fenster" (aber auch in seinen Figurenzeichnungen nicht so subtil) und gönnt sich Ansätze gekonnter Spannungskonstruktionen, die zwar -- z.B. im anfänglichen Umherirren Martina Gedecks im Haus des Amerikaners -- ins Leere führen, aber dennoch den Zuschauer ab und zu interessiert halten am Schicksal der Figuren und nicht nur ihrer abstrakten Rolle im intellektuellen Konzept des Drehbuchs. Das Ende dann, die letzte Szene, ist ein bösartiges Glanzstück, in dem sich tatsächlich, und entgegen allem Mangel an Nachvollziehbarkeit der hierhin lenkenden Figurenmotivationen, die ganze Anordnung zu einer nach wie vor uneindeutigen, aber nichtsdestotrotz hoch wirkungsvollen Pointe entfaltet. Wider Erwarten geht hier doch noch das ganze ästhetische Konzept in Kraft auf.
"Sommer '04" kommt am 19. Oktober in die deutschen Kinos.
[*] Was ist jetzt eigentlich die offizielle Sprachregelung? Berliner Schule oder Neue Berliner Schule?
Tuesday October 10, 2006
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Kommentare
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Der sich eingebürgert habende Term ist glaub ich tatsächlich Neue Berliner Schule. Ich denke außerdem, Du solltest Dir nochmal Montag komen die Fenster anschauen… Von wegen “intimesk” und so…
Lukas: Oh, ich geb dem “Montag kommen die Fenster†gerne eine zweite Chance (der kommt bestimmt auch nomma inner Sneak). Mein Rant gegen ihn war auch vielleicht mehr durch die nachfolgenden Äußerungen des Regisseurs als den Film selbst motiviert. Die Intimität indes nehme ich noch nicht so einfach zurück, in dem spezifisch Richard-Sennettschen Sinne einer der Abstraktion und Allgemeinheit öffentlicher Sprache entgegengesetzten 'intimen Sprache' (wenn man denn dann noch von Sprache reden könnte, da hätte der gute Gadamer bestimmt was gegen einzuwenden) eines ausdrucksfeindlichen Authentizitätsfetischismus, der auf ein eben nicht in einer solchen öffentlichen Verallgemeinerung nachvollziehbar auflösbares Menschliches zu verweisen sucht. Uah, nevermind, bis gleich im Kino ;-)
Es gibt keine Sprachregelung. Aber was wäre denn die “Alte Berliner Schule”? Und was spricht gegen einfach “Berliner Schule”?
Davon mal ganz angesehen: Was hat Krohmers Film mit der zu tun? Warum sollte er Ulrich Köhler ähnlicher sein, als den Filmen Eric Rohmers?
Und ist es nicht besser, einfach hinzusehen, als immer neue Schubladen aufzumachen? Zu beschreiben, was auf der leibwand passiert, als dem Film ein Wapperl aufzupappen, als erkläre sich dann alles von selbst?
Der Begriff “Berliner Schule”, den ich selbst in Veröffentlichungen oft benutzt habe, ist ein gutes Label zur Unterscheidung einer bestimmten Kinoform vom 08/15-Industriekino a la Eichinger & Co.
Aber zur Zeit wird es gerade zum Label für Denk- und Hinguckfaulheit.
mfg
Suchsland: Nun ja, gerade das, Beschreiben, was auf der Leinwand passiert, habe ich hier ja versucht; im Vergleich mit einem anderen Film, zugegeben, aber ich wüsste nicht, warum ein solcher Vergleich an sich kein Untersuchungs-Werkzeug sein sollte?
Und das Label “Berliner Schule” scheint sich mir, wenn ich an die diversen Texte zum dffb-Symposium neulich (von Thomas hier schön zusammengestellt: http://filmtagebuch.blogger.de/stories/571251/ ) oder die Textcollage in der kolik.film ( http://www.kolikfilm.at/sonderheft.php?edition=20066&content=texte&text=1 ) oder das Seminar demnächst an der Filmwissenschaft hier an der FU Berlin denke, durchaus im Zentrum einer produktiven Auseinandersetzung sowohl von Außen als auch Innen zu befinden, die durchaus mehr zu werden verspricht als nur negative Positionsbestimmung zu Anderem.