Notizen zu kulturellen Bespaßungen der Neuzeit von
Christian Heller a.k.a. plomlompom.
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Seminar-Notiz: Geuk jang jeon / Tales of Cinema
Südkorea/Frankreich 2005, Hong Sang-soo, 89 Minuten.
Ob ein solcher filmhistorisch-cinephiler Bezug beabsichtigt war oder nicht, will ich nicht mutmaßen; doch wenn ich jetzt den Begriff “Nouvelle Vague” hervorhole, um zu umschreiben, an was mich die erste Hälfte von “Geuk jang jeon” zuallererst erinnerte, dann weniger für eine eurozentrische Usurpation als für den Verweis auf bestimmte formale und inhaltliche Koordinaten. Damit meine ich ein wenig die an sich noch kaum spezifische (wenn auch bestimmte filmhistorische Sensibilisierungen bei mir triggernde) Dynamik, die plötzliche, wenig sorgsame Zooms ständig in die Bilder herein bringen. Damit meine ich vor allem aber einen Plot, der eher Funktion ist der inkohärenten Handlungen junger Figuren, impulsiv und spontan vom Lieben bis zum Sterben (eine Impulsivität und Spontaneität, die eben auch die Zooms spiegeln), anstatt umgekehrt diese Handlungen zu Funktionen von—einer Story zugrunde liegenden—identifizierbaren kohärenten Zielen oder moralischen Agenden zu machen. Psychologische und moralische Undiszipliniertheit bzw. Freiheit der Figurenhandlungen gegenüber der Narration statt dramaturgisch zweckmäßiger Steuerung durch diese entlang den Bahnen von Einfachpsychologie und Moral.
Erst gegen Ende der ersten Hälfte (auch wenn es im besuchten Theaterstück “Mutter” bereits zuvor einen Hinweis gibt) wird dies untergraben, wird versucht, halbwegs ödipal das Handeln der ersten Hauptfigur als nicht das eines (gleichgültig gegenüber einer moralischen Fabel) primär Handelnden, sondern eines Reagierenden, Getriebenen zu rechtfertigen. Die ganze zweite Hälfte von “Tales of Cinema” führt diesen Trend konsequent fort, überflügelt deprimierend diese nachträgliche Rechtfertigung noch, indem sie die erste Hälfte zu einem bloßen Filmwerk innerhalb der Diegese objektifiziert. Zwar behält sie sich diverse Verweise—identische Schauplätze, zuweilen ähnliche Handlungen—auf die erste Hälfte vor und auch die impulsiven Zooms bei, doch in ihr ihrer trüben Wirklichkeit werden die Figuren dann vollends, von Anfang an, zu bloßen langweiligen Suchenden, Getriebenen, Reagierenden, Opfern.
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