Notizen zu kulturellen Bespaßungen der Neuzeit von
Christian Heller a.k.a. plomlompom.
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Berlinale 2007 #26: This Filthy World
USA 2006, Jeff Garlin / John Waters, 86 Minuten
Die Vorführ-Anordnung hat etwas Unheimliches:
Waters steht zuvor vor der Leinwand und hält einen Mini-Stand-up mit Namen- und Anekdoten-Droppings, hier auf der Berlinale, da habe er zum ersten Mal Pia Zadora getroffen (großes Gelächter, einfach nur für ihre Benennung überhaupt; viel interessanter: hier habe Fassbinder ihm Douglas Sirk vorgestellt) usw. Dann geht er weg und der Film beginnt und John Waters steht nun nicht mehr vor, sondern auf der Leinwand, ungefähr um das Zehnfache vergrößert, aber ansonsten für den gesamten Film genauso zum Publikum gewandt wie eben noch, er hat bloß seine reale Präsenz in Film transformiert. Wenn er dann über die Produktions- und Rezeptionsgeschichte von Pink Flamingos oder über seine Strategien zur Traumatisierung kleiner Kinder oder über die Freude des künstlerischen “Terrorismus” spricht, lacht das Publikum im Film und das Publikum im Saal und es entsteht so ein großes Gesamt-Publikum, auf das Waters, von dem wir ja wissen, er ist doppelt anwesend, von der Leinwand heraus wiederum zurückreagiert. Am Ende steht er dann wieder in real vor der Leinwand, und es fällt nur als Abweichung auf, dass seine Stimme jetzt weitaus tiefer klingt als seine Stimme eben.
Mir scheint, für anderthalb Stunden in einem Kinosaal zu sitzen als ein Publikum, zu dem aus der Leinwand heraus ohne Pause die Frontalaufnahme eines Menschen spricht, schafft, auch ohne (vielleicht sogar noch stärker, da so keine Irritation über die Differenz zwischen beiden Präsenzen entsteht) diese spezielle zusätzliche physische Anwesenheit dieses Menschen, eine ganz besondere psychologische Rezeptions-Disposition. Ich musste ständig an den großen Big-Brother-Schirm denken, der zu den Menschen spricht.
Vielleicht gerät Waters also mit diesem Film durchaus auf etwas anderem Wege doch wieder ganz, ganz nahe an das Ziel der direkten Affizierung eines Kinopublikums, das er sich in seiner Stand-up-Routine geschichtenreich mit kindlicher Begeisterung für u.a. das Treiben von William Castle zurechnet.
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