Notizen zu kulturellen Bespaßungen der Neuzeit von
Christian Heller a.k.a. plomlompom.
Neues Kino
Mem- & Internetkunst
Altes Kino
Film & Fernsehen
Titel A-Z
Aktuelles TV-Programm
Die Meriten von "Family Guy", mit einem Exkurs zur Gestrigkeit der "Simpsons" (14)
Gerrit Jessen, jörn Hendrik Ast, Christian, ...
Wieder Jeremy Irons und Drachen (5)
tester, tester, rrho, ...
Vortrag: Das egoistische Mem. Die Kultur der Internet-Meme (10)
Christian, Christian, Lena Waider, ...
Für alle von mir verfassten Texte auf dieser Seite gilt folgende Lizenz:
[hier war mal ein Amazon.de-Affiliate-Banner, heute aber nicht mehr; frühere Amazon.de-Affiliate-Links im Blog sind nun nur noch unaffiliierte Amazon.de-Links]
(hier war mal AdSense-Werbung, heute aber nicht mehr)
Berlinale 2007 #15: The Home Song Stories
Australien 2006, Tony Ayres, 103 Minuten.
Konventionelles, todlangweiliges Arthaus-Familienmelodram über eine Nachtclub-Sängerin aus Hongkong, die mit ihren zwei Kindern nach Australien geht und dort kein gutbürgerliches Familienleben auf die Reihe kriegt; nicht reflektiert oder interessant genug, um irgendwelche geistigen Anregungen zu bescheren, und nicht kitschig genug, um Spaß zu machen; der Film fließt einfach seine nahezu zwei Stunden unbemüht-sanft rumsentimentalisierend durch seine Laufzeit höhepunkt- und durch mich auch höchst berührungs-los durch, nur mal mit dem einen oder anderen milden Lächler hier und da (der Gesichtsresonanzraum der bösen Großmutter, die Martial-Arts-Traumsequenzen, die Einführung der Junggesellen-WG), die jedoch zu sehr über ihre eklige Funktion in Narrativ und Arthauserwartungsbefriedigungsanordnung ausdefiniert sind, um frei genossen werden zu können. Zu allem Überfluss natürlich auch noch aus dem Sichtpunkt eines traurigen kleinen Jungen (d.h. Sohnemann der Mutter) erzählt, über den mich der Film jedoch genauso wenig caren machte wie über die anderen höchst öden Charaktere.
Was war ich froh, als der Mutter endlich, endlich, (nach bereits einigen vorherigen hoffnungsweckenden Anläufen) ihr zigster Selbstmordversuch gelang und der Film damit ein Ende finden konnte. Dann habe ich mich gefragt: Warum werden solche Filme gemacht? Nun gut, eine Individualmotivation gab auf morbide Weise der Abspann, der das Konstrukt als auteurs-autobiographisch hervorkehrte, was ihm in seiner Belanglosigkeit aber auch kein zusätzliches Gewicht verlieh. Aber warum schauen sich Leute sowas an und geben dafür Geld an der Kinokasse aus? Denn er war weder emotional beeindruckend (so sehr wenig er sich auch bemühte), noch unterhaltsam, noch ästhetisch oder intellektuell interessant. Okay, vielleicht wegen dem Star, Joan Chen. Oder weil man sich so einreden kann, das Popcorn oder das Liebchen bei etwas Gehobenerem als dem letzten Bruckheimer weggemampft zu haben. Aber warum hab ich es mir überhaupt angeschaut? Weil das Bild im Programm gut aussah, schön bunt und artifiziell, was der Film selbst leider nicht war (also, auf keine aufregende Weise zumindest).
Ein frustriert gehalt- und belangloser Film, wahrscheinlich nur im Panorama, um Joan Chen zur Berlinale holen zu können.
Naja, zumindest hat mich vor Filmbeginn das Belauschen des Drei-Leute-Grüppchens neben mir gut unterhalten, in dessen Mitte Jörg Buttgereit saß, der seinen Mitmenschen u.a. davon erzählte, dass er jetzt auch berlinale-bloggt.
Kommentarfunktion für diesen Artikel geschlossen.
Kein Kommentar: selten so einen Schrott gelesen. Für alle ernsthaft an diesem Film interessierten hier ein Link zu einer seriösen Kritik des Films in der Tageszeitung:
http://www.taz.de/pt/2007/02/10/a0292.1/text.ges,1
Paul Mehnert: Ok, jedem seine Meinung ;-)
Wenn ich so einen Blödsinn lese, bin ich dankbar, kein Cineast geworden zu sein.
Ein wunderbarer Film.
@Christian: Klar, jedem seine Meinung, aber wenn man derart die Kritikerkeule schwingt, sollte man sehr gut begründen können.
Ein anrührender Film mit einer überzeugenden Hauptdarstellerin. Ich sehe das genauso wie du.
@Paul: Das ist jetzt aber kompliziert, zwei Christians, und dein Kommentar scheint sich, beide Sätze zusammengenommen, an beide zu richten ;-)
Ohne (nach einer Sichtung als vierter von fünf Berlinale-Filmen an jenem Tag und wenig Lust zur Neu-Sichtung) in eine detaillierte formale Analyse abzurutschen, bleibt mir als mein Hauptargument eben mein subjektiver Eindruck zur Bewertung des Films, und den habe ich, denke ich, oben auch recht ausführlich wiedergegeben, meinetwegen auch argumentiert. Mehr Begründung als einen subjektiven Eindruck bringst du auch nicht ran, wenn du schlicht den Film “anrührend” und die Hauptdarstellerin “überzeugend” nennst. Daher sehe ich meinen Standpunkt nicht ins Wanken gebracht (ohne dir freilich den deinigen nehmen zu wollen) ;-)
(Gott bewahre, dass ich mit meinen putzigen kleinen Film-Einträgen in mein putziges kleines Film-Blog hier eine bestimmte objektive, allgemeingültige Wahrhaftigkeit beanspruchen würde. Und da muss erstmal der kommen, der mir die Freiheit nimmt, hier so polemisch mit der Kritikerkeule rumzuprügeln wie es mir beliebt :-) )
Wahrscheinlich musstest du einfach mal Dampf ablassen bei so vielen Filmen. Vielleicht schaust du einfach mal weniger Filme, denkst länger drüber nach und formulierst etwas sorgfältiger. Aber möglicherweise habe ich auch den Sinn eines “Blog” nicht verstanden, und es geht gerade ums Dampfablassen.
Für den, den’s interessiert, hier noch eine weitere wohlwollende Rezension aus “Variety”:
http://www.variety.com/review/VE1117932728.html?categoryid=2478&cs=1
Paul: Oh, im Gegenteil, ich finde diesen Zig-Filme-Hintereinander-Fluss hoch produktiv, so springen massive strukturelle Ähnlichkeiten zwischen manchen Filmen, die sonst für sich einen höheren Grad an Einzigartigkeit beanspruchen würden, umso stärker ins Gesicht.
Mir scheint, du hast ein bestimmtes Ideal davon, wie über Filme zu schreiben sei, das du bei mir nicht erfüllt siehst. Ich schreib hier halt, wie es mir gefällt, und hab dabei auch keinerlei schlechtes Gewissen :-)