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Cinétracts / Godards YouTube 1968

Cinétracts
Frankreich 1968, Jean-Luc Godard/Chris Marker/Alain Resnais, diverse Clips von je ein paar Minuten Länge.

Auch an den “Cinétracts” wirkte Chris Marker sechs Jahre nach “La Jetée” fotofilmerisch mit, neben Godard und Resnais. Kleine stumme propagandistische Clips aus dem Feuer von ‘68, Bilder von Straßenschlachten, Grafitti, Demonstrationen, Parolen, von der Straße für die Straße (nur wohl dann wegen Verbotes doch nicht tagesaktuell wirksam öffentlich aufgeführt).

Hier natürlich gegenüber “La Jetée” eine ganz andere Herangehensweise und Funktion, dialektisch statt narrativ, Dekonstruktion statt Immersion. Wobei, nicht ganz: Da wird mit völlig überschleunigten Ken-Burns-Methoden (oder sagen wir, wie eine gedopte Dia-Show-Funktion von iPhoto) über Fotos von Krawallen und Bullenattacken hin und her gefahren und rein und raus gezoomt, bis einstweilen tatsächlich der Eindruck von realer Bewegung aufkommt. Aber eben auch wilde Auflösungen und Rekombinationen von Zeichen und Buchstaben, Zerschnippseln des Fotomaterials in Collagen, hier scheint dann schon eher Godard am Werke gewesen zu sein. (Die einzelnen Cinétracts sind anonymisiert, man kann nur mutmaßen, wo Godard, wo Marker, wo Resnais gerade rumfummelte.)

Eine gewisse Nähe zum modernen Cut-up/Mash-up/watweißich des YouTube-Zeitalters lässt sich nicht leugnen, ein übermütiges Rumspielen mit gerade ganz leicht verfügbaren, filmisch dabei jedoch überpotenten äußeren formalen Gestaltungswerkzeugen bei gleichzeitig recht bescheidenem Rohmaterial (die selben Fotos und Zeitungsausschnitte usw. wiederholen sich ständig, wichtig ist, wie sie neu verwurstelt und entstellt werden) und nicht immer größter ästhetischer Sicherheit mit den zu jonglierenden künstlerischen Kettensägen, dementsprechend qualitativ heterogen die Ergebnisse. Jedenfalls eine verwandte Nähe der Formensprache.

Wednesday September 6, 2006

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